Über Sandra

Sandra ist seit Anfang 2022 alleinerziehend. Mit ihren zwei Lieblingskindern cruist sie durch den Wahnsinn des normalen Lebens. Sie schreibt Blogs, Texte, Gedichte, Analogien, Artikel – privat und beruflich. Denn in Worte gekleidet verändern Gefühle ihren Wert. Mehr von ihr unter www.sandrahermes.at

Das Gute im Menschen

2023-03-15T10:55:44+01:0015. März 2023|

Das Gute im Menschen “Du kannst draußen am Eingang noch eine Zeitung kaufen.“ sage ich zu meiner Tochter an der Spar-Kassa und drücke ihr 5 Euro in die Hand. Beim Marie-Verkäufer angekommen, schwatzen wir. Über das Wetter. Zuerst in Deutsch, dann ein wenig in Englisch. Ich mag diesen kleinen Small Talk. Ich mag fremde Menschen. Und ich mag die bunte Welt, in der wir leben. Ein Erlebnis der anderen Art Letztens war ich bei meinem Autohändler des Vertrauens. Reifen wechseln. Während ich mit meinen Kindern warte, kommt eine Dame, setzt sich und nimmt ihr Strickzeug raus. Ihr Mann mag nicht sitzen und trippelt vor mir rum. Wir beginnen ein bisschen zu plaudern - über die Kinder, über das Wetter, über die Sommerreifen. Plötzlich hören wir, wie im hinteren Teil des Autohauses ein Auto gestartet wird. Anscheinend gibt es neu Poliertes, dass hinterm Schaufenster Platz nehmen darf. Mein Bubi schon ganz aufgeregt und der nette Mann sagt zu ihm: „Sollen wir schauen gehen.“ Klar, ist er gleich mit. Während ich ihnen zuschaue, wie sie rüber spazieren, um die Lage zu sondieren, beginnt die Frau zu schimpfen. Mit mir. Wie ich mein Kind erzogen habe, dass es einfach so mit einem fremden Mann mitgeht. Das sei ja unerhört. Ihre Enkelkinder würden sowas niemals machen. Gefährlich sei das. Sie sei froh, dass ihre Enkel mit niemandem reden, den sie nicht kennen. Ich war perplex. Da saß sie strickend neben mir und unterstellte ihrem Mann, dass er fremde Kinder entführt und mir, dass ich meine Kinder falsch erziehe. Ich stammele, dass ich stolz auf meine Kinder bin, weil sie so offen sind. Weil sie freundlich sind. Weil sie mutig sind. Entschuldigend murmele ich noch, dass sie ja noch klein und nicht alleine unterwegs sind. Eine halbe Stunde später brause ich mit meinen neuen Reifen [...]

Das liebe Geld

2023-03-01T09:54:04+01:001. März 2023|

Das liebe Geld Alimente sind für Kinder. Sie sollen die Bedürfnisse decken. Das sind Unterkunft, Nahrungsmittel, Bekleidung, Unterricht/Erziehung, Freizeitgestaltung und Taschengeld. So sieht es das Gesetz vor. Im österreichischen Gesetz sind es Prozentsätze je Altersstufe vom Nettoeinkommen des nicht im selben Haushalt lebenden Elternteils. Aus dieser ergibt sich also die Höhe der Unterhaltszahlungen. Das ist keine Diskussionsgrundlage. Das ist im Gesetz klar geregelt. Einfach mal angesprochen „Ich habe nur gesagt, dass du verpflichtet bist, wenn du wesentlich mehr verdienst, dass du dann auch die Alimente dementsprechend erhöhen müsstest. Und nein, ich will nicht wieder zur BH gehen. Ich frage dich jetzt einfach und bitte dich, die Alimente selbständig im nächsten Monat anzupassen“. Ich bleibe mit beiden Füßen auf der Stelle stehen und versuche mich zu erden. Bitte Gott, lass meine Stimme nicht zu schrill klingen, bete ich noch. Da haut er mir auch schon um die Ohren: „Muss ich gar nicht. Ich bezahl das, was die Bezirkshauptmannschaft mir vorgeschrieben hat. Nicht mehr und nicht weniger. Da wirst du schon zum Gericht rennen müssen.“ Meine Argumente von der Teuerung und der 11.1% Lohnerhöhung für die Metaller, schaffen es nicht mal durch die Handy Muschel. Es wird abgeblockt und überhört. Kurz darauf halte ich das Handy in der Hand, schaue auf das Display und sehe die Anrufdauer: 1 Minute und 23 Sekunden. Das nenn ich mal abgefertigt. Im Zwiespalt Als ich abends dann mit meiner Freundin telefoniere, redet sie auf mich ein. Ich solle die Alimente neu berechnen lassen. Das würde mir zustehen und ich soll keine Kompromisse eingehen. Das Geld ist ja für die Kinder. Und die Lebensmittel werden immer teurer und ich hätte ja auch eine Mieterhöhung gehabt. Er solle gefälligst zahlen. Das müsse ich für die Kinder tun. Und ich weiß, sie hat Recht. Aber das Streiten kränkt mich. [...]

Es geht mir gut

2023-01-25T13:59:10+01:0019. Januar 2023|

Es geht mir gut Die Frage „Wie geht es dir?“ hat es in sich. Und zwar richtig. Ist dir das auch schon aufgefallen? Mal antwortest du stark und selbstbewusst. Am anderen Tag könntest du bei der Frage einfach nur losheulen. Es hat nicht nur damit zu tun, welche Verfassung du gerade hast. Es hat auch damit zu tun, wer fragt und wie. Ja, die Frage „Wie geht es dir?“ hat es wirklich in sich. Ein mutiger Bekannter Er drückt mir und seiner Frau einen Glühwein in die Hand und stellt sich neben uns. Wir sind beim Kindergartenfest und sehen unseren Kindern beim Spielen zu. Ich kenne die zwei. Sie von früher und ihn über Bekannte. Die Welt ist klein. Er ist mutig und traut sich zu fragen: „Wie geht es dir?“ Ich bin in guter Stimmung und antworte: „Mir geht es sehr gut. Wirklich. Mir geht es seit dem Sommer richtig gut.“ Er sieht mich ungläubig an. „Wie, es geht dir gut? Wirklich?“ Ich antworte nochmals überzeugt: „Ja, es geht mir wirklich gut.“ Er runzelt die Stirn, ist sichtlich irritiert und fragt nochmal nach: „Ja, wie jetzt? So ohne ihn. Ganz alleine mit den Kindern?“. Ich hole aus und erzähle, dass es leichter ist, über jemanden hinweg zu kommen, der dich schlecht behandelt und nicht mehr will, als über jemanden hinwegzukommen, der dich warm hält. Das hilft abzuschließen und sich auf das Neue zu konzentrieren. Denn die „Wir-kommen-vielleicht-wieder-zusammen“-Wolke lässt keinen Himmel durch und bleibt hängen. Ein Gewitter hingegen ist heftig, ladet ab, zieht vorbei und dann kommt die Sonne. Was für eine Metapher, denke ich und verdreh innerlich die Augen. „Ja, es geht mir gut.“ sage ich nochmal, bevor es noch weitere tiefgründige Erklärungen regnet. Im Mitleidsnebel Ich glaube, er wollte mich und sich nicht in Bedrängnis bringen und sein [...]

Allein, aber nicht einsam

2023-01-25T13:59:30+01:0015. Dezember 2022|

Allein, aber nicht einsam Ich nehme einen Schluck von meiner Chai Latte. Er ist noch heiß, also blase ich zuerst mal in die aufgeschäumte Milch. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, ich habe noch eine knappe halbe Stunde, bevor ich die Kinder abholen muss. ‚Steyr Traktor von Bruder‘ schreibe ich dann auf das Post-it vor mir. Ich mache gerade meine Weihnachtsliste. Was ich noch brauche. Was ich noch organisieren muss. Was ich nicht vergessen darf. Gedanken, die kommen Ich schaue auf meine Liste und grüble weiter. Es fallen mir immer mehr Dinge ein, die er letztes Jahr organisiert hat. Wir hatten noch nicht viele gemeinsame Rituale. Dafür haben die zwei Weihnachten zusammen als Familie nicht gereicht. Aber das Grobe hat er gemacht. ‚Baum kaufen‘ schreibe ich also noch auf. Das werde ich wohl heuer selbst machen. In Klammer notiere ich ‚klein‘. Getränke schleppen für die Gäste ist auch so was Grobes. Und schwer. Ich schreibe ‚Frastanzer s‘klenne‘ auf meine Liste. Träume, die bleiben Ich lege meine Hände um die Tasse und schließe die Augen. Irgendwo singt jemand Feliz Navidad und nimmt die Kalbsbäckchen aus dem Rohr. Ich rieche das feine durchgegarte Fleisch. Die Kinder ziehen ungeduldig an meinem roten Kleid, dass ich extra für den Heiligen Abend angezogen habe. Da klingelt es an der Tür und ich höre ein ‚Frohe Weihnachten‘ rufen. Meine Mama ist gekommen. Hinter mir knallt ein Korken. Ich spüre eine Hand, die meinen Rücken streichelt und mich fragt: ‚Auch ein Gläschen?‘. Als ich mich umdrehe, steht da niemand. Realität, die weh tut Ich mach die Augen wieder auf. Hole laut Luft und wische mir über die Augen. Es ist was in der Luft. Ich nippe an meiner Latte. Die Erinnerung an die letzten beiden Jahre ist nicht so rosig wie der Traum eben. Das erste [...]

Sturzflug Hoffnung

2023-01-25T13:59:45+01:0022. November 2022|

Sturzflug Hoffnung Ich war letztens auf dem Alleinerziehenden Treffen von femail/EFZ in Feldkirch. Echt ein tolles Format. Ein Jahr lang begleitet uns Christiane. Sie ist Coach und gemeinsam in der Gruppe arbeiten wir an Themen wie Selbstfürsorge, Grenzen setzen oder dem Blick in die Zukunft. Letztens war das Thema Hoffnungen und Wünsche dran. Das haute mich grad aus der Flugbahn. Und zwar unerwartet. Ich bin auf Kurs Seit Wochen geht es mir gut. Ich hatte keine Rückfälle in alte Muster, gesunde Kinder und keine Machtkämpfe. Mein neues perfektes Bild scheint in Sichtweite, denn ich mag mein neues Leben. Ich war beim Friseur. Ich habe mein erstes Podcast-Interview gegeben. Ich habe geflirtet und gedatet. Aber das Wichtigste: Ich hatte Spaß mit meinen Kindern. Wir blödeln rum. Wir kuscheln viel. Wir sind zusammen. Und ich mag mich als Mama. So wie ich jetzt gerade bin. Nicht perfekt. Aber echt. Mein neues Bild wirkt in mir und ich bin stolz. Stolz gegangen zu sein. Stolz es allein hinzukriegen. Stolz auf mich. Fliegen geht nur vorwärts Und das verdanke ich mir selbst. Weil ich gerne in den Austausch gehe mit anderen Single-Moms, um zu wissen, dass ich nicht allein bin. Weil ich gerne reflektiere, um einzuordnen was passiert ist. Weil ich gerne verstehe, um abzuhaken. Um dann den nächsten Schritt zu gehen. Also sitze ich Freitagnachmittag im Coaching und höre zu. Coach Christiane fragt nach unseren Wünschen. Unseren Sehnsüchten. Unserer Hoffnung. Ich höre, wie eine andere Mama erzählt, dass sie gerne geheiratet hätte. So richtig. In Weiß. In der Kirche. Mit großem Fest. Dahinter steckt Sehnsucht nach Geborgenheit und Sicherheit. Ein Aufgehoben sein. Dann kommt die Bruchlandung Auf die Frage, ob ich gerne auch geheiratet hätte, beginnt meine Stimme bei der Antwort brüchig zu werden. Und nach dem zweiten Satz, bricht sie unter Tränen weg. Die Stimme und [...]

Krank ist so eine Sache

2023-01-25T13:59:54+01:0025. Oktober 2022|

Krank ist so eine Sache Wenn eines meiner Kinder krank ist, dann wird es richtig schwer mit Abgeben. Aber so richtig. Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem kranken Kind – das doch bei der Mama bleiben soll – und dem Vater – der doch das Kind auch aushalten kann, wenn es mal krank ist. Ein Zwiespalt oder wohl eher eine Schlucht. Aber wie immer: Schluchten können mir nichts. Also, ab auf die Hängebrücke. Mein Lieblingsmädchen krank Ziemlich bald nach der Trennung hatte ich just an dem Wochenendtag, als sie beim Papa sein sollten, beide Kinder krank. Meine Kleine hatte 40 Grad Fieber und lag wie eine gestrandete Meerjungfrau in ihrer Glitzerdecke auf der Couch. Wenn sie nicht schlief, dann röchelte sie und starrte in die Luft. Ich finde es schlimm, wenn die Kleinen krank sind. Man kann ihnen nichts abnehmen. Und ich weiß, dir geht es genau gleich. Wir Mamas haben dann das Gefühl, die Kleinen sind am allerärmsten von allen. Während also die Meerjungfrau schlaf-röchelte, ist der robuste Prinz nicht ganz so arm dran. Immerhin mag er essen – wobei das kann er immer – und er hat nur leicht erhöhte Temperatur. Er jammert und ist eher eckig als rund. Er braucht viel Nähe und Beschäftigung. Aber gottseidank haben wir eine Hausregel: Wenn man krank ist, darf man fernsehen. Ich sage dem Papa für diesen einen Tag ab. Er ist enttäuscht – verständlich – und meint, er könne ja auch auf die Kinder aufpassen, wenn sie krank sind. Ich – noch von der Trennung gebeutelt – schaffe das nicht. Der Kompromiss: Er kommt zwei Tage später und geht dann mit ihnen an die frische Luft für ein/zwei Stunden. Das ist okay. Ich willige ein. Kranke Kinder bleiben bei Mama Nun ist Herbst und es geht wieder mit allen möglichen [...]

Das gute alte Muster

2023-01-25T14:00:01+01:0021. September 2022|

Das gute alte Muster Ich sitze auf der Terrasse unterm Sonnenschirm. Vor mir Laptop und Kaffee. Der Blick weitet sich und ein Grundgefühl stimmt mich positiv. Wieder. Gottseidank. Denn diese Woche war es wieder da: Das alte Muster. Es hat mich angeknabbert und sich durchgebissen. Hinterhältig und rotzfrech. Dank Mama habe ich es erkannt und wieder in seine Schublade gesteckt. Dort gehört es nämlich hin. … das alte Muster Es ist wie immer – seit ich frisch alleinerziehend bin: Es gibt gute und schlechte Tage. Hast du das auch? Ein ewiges Auf und Ab seit der Trennung? Tage, an denen ich zweifle und nicht weiß, wie weiter. Und dann Tage, an denen ich stolz bin, weil ich weiß, ich kann das. Ich kann das allein schaffen. Aber wann wird es besser? Wann sind die schlechten Tage vorbei? Wann hat das alte Muster keine Chance mehr, mich zu triggern? Wenn alles gleichzeitig kommt Der Vollmond, eine Hormonwelle und der Wetterwechsel machten diesen einen Tag zum schlechten Tag. Und da war noch etwas: Eine Vorahnung. Eine leise geflüsterte Vorahnung. Wie immer habe ich das Flüstern im hektischen Alltag ignoriert. Und dann sind wir zusammengekracht. Mein Ex und ich. Ich gegen ihn. Er gegen mich. Wir haben diskutiert. Die ewige alte Litanei. Er sagt: „Es hätte noch was werden können, aber du wolltest ja nicht. Du bist ja schnurstracks mit Sack und Pack ausgezogen.“ Ich sage: „Ich habe ein Jahr um uns gekämpft und dann sagtest du, dass du dich mit mir arrangieren kannst, aber willst, dass die Kinder bleiben.“ Das ging dann hin und her. Jeder Satz hat getriggert. Bei ihm. Bei mir. Die Kinder dazwischen. Das Muster, der gute alte Bekannte, war wieder da. So schnell. So rasend schnell, dass ich keine Chance hatte, es abzuwehren. Es aufzuhalten. Mein Schutzschild aufzuziehen. Ich [...]

Der Teuerung zum Trotz

2023-01-25T14:00:08+01:001. August 2022|

Der Teuerung zum Trotz Als Alleinerziehende bin ich in meiner kleinen Familie für alles verantwortlich: Die Kindererziehung, den Haushalt und die Finanzen. Ich muss Bilder neu malen, Muster durchbrechen und mich immer wieder trennen. Den täglichen Wahnsinn nicht mitgerechnet. Das alles jetzt noch teurer wird, bringt meinen Kragen fast zum Platzen. Da bleibt mir die Spucke weg Letztens ging ich einkaufen. Nur ein paar Sachen. Schließlich geht es in einer Woche in den Urlaub. Ich kaufte also das Notwendigste: Brot, Butter, Milch, Obst und Gemüse. An der Kasse zog die Kassiererin meine Lebensmittel über den Scanner. Biep. Biep. Ich räumte ein. Ganz versunken in mein System: Unten die Melone und die Tomatensauce, oben die Chips und das Joghurt. Dann sagte die Kassiererin irgendwas mit knapp 100 Euro. Ich blickte auf und sie erschrocken an. Sie zuckte mit den Schultern. So, als ob sie den Blick bei jeder Kundin sieht. Der nächste Halt: Die Tankstelle. Und auch da blieb mir der Schreck im Kragen stecken. Da ist sie: Die Teuerung, von der alle sprechen. Wenn mehr fast nicht mehr geht Mein Haushaltsgeld ist knapp berechnet, aber es geht sich alles aus. Ich bin auch ein alter Fuchs. Ich weiß, wie und wo man Geld sparen kann. Habe ich von meiner Mama gelernt. Aber das sich einzelne Posten innerhalb der letzten Monate verdoppelt haben, ist definitiv zu viel für meinen gut gebügelten Kragen. Er beginnt zu knittern und zu ziehen. Und ich frage mich: Wie muss es anderen Alleinerziehenden gehen, die ihr Haushaltsbudget noch strenger kalkulieren müssen? Und wieso müssen wir Alleinerziehende jetzt noch eine Sorge mehr haben? Die eigene Welt retten Es gibt Dinge, die ich nicht unmittelbar ändern kann, wie Politik, Krieg, Inflation, Energiepreise oder Klimakrise. Darauf habe ich keinen direkten Einfluss. Außerdem habe ich schon genug Arbeit mit meiner [...]

Wirklich glücklich

2023-01-25T14:00:16+01:004. Juli 2022|

Wirklich glücklich Letztens ploppte bei mir eine Werbung am Bildschirm auf mit der Headline: Können Scheidungskinder wirklich glücklich werden? Diese Frage hat mich irritiert. Warum sollten sie nicht können? Über das hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Ich stehe auf der anderen Seite: Können Kinder mit lieblosen und streitenden Eltern glücklich werden? Neugierig geworden, habe ich geklickt und mich fast im Google-Dschungel verloren. Google weiß es nun auch Ich bin frisch alleinerziehend. Das ist nun auch bei Google angekommen. Okay. Wenn ich mir überlege, über was ich mich das letzte Jahr alles bei der Suchmaschine informiert habe, ist das auch kein Wunder. Google zählt einfach eins und eins zusammen. Und trotzdem: Die angezeigte Werbung traf mich mitten ins Herz. Können Scheidungskinder wirklich glücklich werden? So lautete der Titel eines Blog-Artikels, der mir von Google unaufgefordert gezeigt wird. Ich war mitten in meiner Arbeit und las den Satz. Ich stoppte und las ihn nochmals. Ich war gebannt. Irritiert. Geschockt. Wie konnte das jemand in Frage stellen. Und was bitte ist „wirklich glücklich“? Gibt es von Glück eine Steigerung? Ist das mehr als „glücklich“? Du kennst mich inzwischen: Ich wäre nicht ich, wenn ich dem nicht nachspüren würde. Ich fragte also sofort Dr. Google nach Antworten. Und die sind erschreckend. Er zeigt mir tausende Ergebnisse mit Artikeln von der FAZ bis zum Standard. Von der Scheidungsanwältin bis zum Psychotherapeuten. Vom Coach bis zur Geschiedenen. Mit Inhalten wie: Scheidungskinder sind beziehungsunfähig; Spätfolgen für das Beziehungsverhalten von Scheidungskindern; Auffälligkeiten bei Trennungskindern oder wie es ist, ein Trennungskind zu sein. Viele der Aussagen schockieren mich. Ich suche weiter und finde aktuellere Artikel, die das Thema „Was Trennungskinder brauchen“ aufgreifen. Sie behandeln Fragen wie: Was kann ich tun, um meinem Kind während der Trennung Sicherheit und Halt zu vermitteln. Was brauchen Kinder bei der Trennung der [...]

Schlimmer geht immer

2023-01-25T14:00:26+01:001. Juni 2022|

Schlimmer geht immer Ich verliere oft den Blick auf das Ganze. Denn im hektischen Alltag habe ich meist nur einen Horizont vor mir: Nämlich den bis zu den Kindern und wieder zurück. Da zählen nur meine persönlichen Probleme. Derzeit ist es die Frage, ob man Kinder kaufen kann. Ist das bei dir so? Versucht dein Ex die Kinder zu kaufen? Dann habe ich eine Geschichte für dich. Die erweitert deinen Horizont wieder. Denn schlimmer, geht immer. Versprochen. Ein Papa kann alles kaufen Sogar die Liebe seiner Kinder. Meinen manche Papas ja tatsächlich. Der Ex-Mann meiner Freundin zum Beispiel. Erzählt sie mir letztens, dass der Ex doch tatsächlich mit einer nagelneuen Apple iWatch für ihre Tochter daherkommt. Klar freut sich da die 14-Jährige drüber. Logisch. Aber Hallo? Sie hat nicht Geburtstag und an den Osterhasen glaubt sie nun wirklich nicht mehr. Aber wegen den Alimenten jammern. Genau. Die sind zu hoch berechnet. So viel isst eine Pubertierende ja gar nicht, wegen der schlanken Linie. Und sie fährt eh immer mit dem Fahrrad. Außerdem sind Second Hand Klamotten grad der Renner. Hallo? Sag mal geht’s noch? Beim Heimfahren habe ich überlegt, ob ich das Problem auch habe. Klar, mein Ex hat neue Bettwäsche gekauft: PawPatrol für meinen Lieblingsbubi und Prinzessin Elsa für mein Lieblingsmädchen. Da kann ich mit meiner schicken Uni-Farbenen nicht mithalten. Aber so ein Spruch „Mama, ich kann nur in Prinzessin Elsa Bettwäsche einschlafen“ finde ich zwar doof, aber halte ich schon aus. Dazu hat er dann noch passende Pyjamas, ein Trampolin und einen Bagger für die Sandkiste gekauft. Einen richtig großen Bagger. Okay. Ist jetzt schon viel, zumal grad Ostern war, aber nun gut. Alles Dinge, die man braucht. Zumindest fast. Zurück zur Frage: Nein. Ich glaube, ich habe das Problem mit dem Papa nicht. Kinder kaufen geht eh [...]

Und immer wieder trennen

2023-01-25T14:00:33+01:003. Mai 2022|

Es ist unfair. Da denkst du jedes Mal, es wird besser. Aber nein, Quatsch mit Soße: Nichts wird besser. Gar nichts. Das Thema Trennung holt dich immer wieder ein. Du rollst es mühsam weg und es rollt wieder zurück. Wie bei einem Jo-Jo. Fallenlassen ist nicht, da gibt es ja noch die Kinder – die hängen da auch dran. Und die fallen zu lassen wäre fatal. Oder? Und wöchentlich grüßt das Murmeltier Ich bin jetzt langsam durch – mit mir, mit ihm, mit dem Liebeskummer. Na gut, meistens mehr und ganz manchmal noch weniger. Unter der Woche im Alltag versunken fehlt er mir nicht. Und an die Wochenenden habe ich mich gewöhnt: Ein Tag mit und einen ohne Kinder. Die Familienausflüge machen wir allein. Sie sind schöner ohne Grummelpeter. Darum genieß ich die Wochenenden und sammle Kraft. Ich lebe wieder, denn aus Besuch bei Papa ist Kontakt geworden. Aber bei allem cool sein, hat es mich letztens doch ziemlich erwischt. Mein kleiner Lieblingssohn ist ein Papa-Kind: Mit Papa schaffa und im Garten Dreck buddeln, an Sachen rumschrauben und mit der Schubkarre fahren. Er ist ein Bub. Immer dreckig. Immer rotznasig. Immer draußen. Er ist jetzt 2,5 Jahre alt und er fragt oft nach Papa. Ich bin froh, dass wir zwei Kontakte pro Woche haben, so kann ich ihm immer sagen: Morgen kommt der Papa schon wieder. Das beruhigt ihn. Das letzte Wochenende waren die Kinder von Freitagmittag bis Sonntagmittag beim Papa. Ausnahmsweise. Ich musste beruflich auf einen Kongress nach Wien. Papa hat sich gefreut und die Kinder auch. Ich habe sie eine ganze Woche vorher vorbereitet: Ihr macht Urlaub bei Papa, weil Mama nach Wien muss. Vorbereitung ist wichtig. Beim Abschied am Bahngleis gab es dann aber doch Tränen. Vor allem bei der Großen. Der Kleine hatte auch feuchte Augen, [...]

Wenn aus Besuch Kontakt wird

2023-01-25T14:00:39+01:0031. März 2022|

In Deutschland sagt man Umgangsrecht. Bei uns heißt es Kontaktrecht. Früher hieß es mal Besuchsrecht. Ein Wortspiel. Denn eigentlich geht es darum, welcher Elternteil hat die Kinder wann und zu welcher Zeit. Die Grundlage dafür ist das Wohl der Kinder. Du merkst schon, alles Begriffe mit viel Interpretationsspielraum. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Das Feilschen um die Zeit Ich bin frisch alleinerziehend und bin Anfang Jahres mit den Kindern ausgezogen. Wir haben im Haus meiner Mama ein neues zu Hause gefunden. Der Vater der Kinder und ich haben für die erste Zeit vereinbart, dass unsere Lieblingskinder Paula (4 Jahre) und Lorenz (2 Jahre) jeweils einen Wochenendtag bei ihm sind und er uns am Mittwochabend besuchen kommt. Vorerst ohne Übernachtung. Zwei Monate nach dem Auszug geht es uns langsam besser. Ich spüre mich wieder und der Frühling tut mir gut. Druck, Herzrasen und Angst sind weg. Meine Kinder spiegeln das. Sie schlafen durch. Zum ersten Mal in ihrem Leben schlafen sie durch. All das bringt gute Laune. Ich glaube, wir drei sind angekommen. Nun ist es Zeit, sich zu überlegen, wie es mit den Besuchen bei Papa weiter geht. Dieser prescht vor und macht mir ein Angebot, dass Kopfschütteln verursacht: Alle zwei Wochen von Donnerstag bis Montag plus jeden Mittwoch Abend. Ich wackel wieder, obwohl ich doch gerade eben noch so stabil stand. Mein Berater beim ifs fängt mich auf. Er hilft mir. Er klärt mich über das Gesetz auf. Er rät mir. Was er aber nicht kann: Mir sagen, wie viel ich die Kinder abgeben will oder kann. Wieviel mir und den Kindern gut tut. Er kann mir nur sagen, was so „üblich“ ist. Von Besuch auf Kontakt Seine Forderung im Detail: Die Kinder sollen alle zwei Wochen für 5 Tage/4 Nächte bei ihm sein. Zusätzlich kommt er noch [...]