Gedankenkarussell

Ich wache auf. Ich bin bereit für den Alltagswahnsinn. Sicher klingelt gleich der Wecker.

Mist. 1:43 Uhr.

Schnell umdrehen und weiter schlafen.

Doch das Gedankenkarussell ist schon da.

Ich denke. Es lässt sich nicht mehr aufhalten. Das Karussell beginnt schon sich zu drehen.
Ich halte mich am Bügel fest.

Wie lange muss ich heute arbeiten?
Was steht heute auf dem Programm?
Was koch ich heute bloß?

Das Karussell steigert das Tempo. Gewinnt an Höhe. Ich spüre den wachsenden Druck.

Hab ich Qualitätszeit mit Junior eingeplant?
Hat er alles, was er braucht?
Und was tu ich eigentlich für mich selbst?

Das Karussell wird immer schneller. Mein Puls rast. Meine Hände umklammern krampfhaft
den Bügel.

War es klug sich scheiden zu lassen?
Wird es irgendwann mal leichter?
Und was mach ich nur im Alter?

Es reicht!
Ich öffne die Augen. Setze mich auf. 2:16 Uhr.
Ich greife zu meinem Lieblingsduft. Loslassen steht auf dem Fläschchen. Ich atme tief ein.
Noch ein zweites Mal. Und ein drittes Mal.
Ich lege mich hin. Mach die Augen zu.

Sitze wieder im Karussell.
Doch diesmal nicht! Ich weiß es besser.
Ich lass den Bügel los. Lehne mich zurück. Nimm die Hände in die Luft und schreie so laut
ich kann:

„Weil das Gedankenkarussell keine Macht mehr über mich hat“ Deine Tanja.

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