52 Stunden frei

Ich bin alleinerziehend, berufstätig und ohne familiäre Unterstützung und es ist gerade die erste Stunde meiner Mama-freien Zeit angebrochen. Ich bin ohne Junior unterwegs. Richtig. Er ist bei seinem Vater. Es ist Papa-Zeit.

Auf Vorurteile wie zum Beispiel „Das ist schon praktisch, wenn man alle zwei Wochen frei hat!“ antworte ich inzwischen ziemlich gelassen: Du hast recht!

ICH habe frei. Mama-frei. 52 Stunden. Plus, minus 1 Stunde.

Ich nehme mir frei vom Kochen.

Gegessen wird, was der Kühlschrank hergibt oder in eine Schüssel passt. Müsli zum Beispiel. Oder Chips.

Ich nehme mir frei vom Haushalt.

Die Wollmäuse rotten sich im Laufe der nächsten 52 Stunden zu Wollratten zusammen.

Mit dem Geschirr spiele ich“ Turmbau zu Babel“. Wahlweise auch „Jenga“.

Ich nehme mir frei von der Arbeit.

Denn 30 Stunden in der Woche sind genug. Das Geschäftshandy bleibt lautlos allein zurück.

Ich gehe raus. An die frische Luft. Raus in die Natur. Mache Kilometer. Laufe mir den Kopf frei.

Ich treffe meine Lieblingsmenschen. Das letzte Treffen ist schon Wochen oder Monate her. Wir reden. Bringen uns gegenseitig auf den neuesten Stand. Starren ins Lagerfeuer. Schweigen. Lachen. Reden über Gott und die Welt.

Ich höre einen Podcast. Oder zwei. Einer dauert 1,5 Stunden. Ich bin voll konzentriert. Sauge die Informationen und das Wissen auf.

Ich schlafe aus. Und wenn ich aufwache, dreh ich mich nochmal um.

Und dann, so um die Stunde 49 herum, räume ich auf. Beseitige die Wollratten. Fülle die Spülmaschine. Drehe dabei meine Lieblingsmusik voll auf und tanze durch die Wohnung.

17 Uhr. Musik aus. Mama-Modus.

Mein Akku ist wieder voll. Er muss die nächsten 284 Stunden halten. Plus, Minus 1 Stunde.

Weil Vorurteile mir nichts mehr können. Deine Tanja.

Teile den Beitrag mit deinen Freunden.