Ein neues perfektes Bild

Ich bin frisch alleinerziehend – wenn du den ersten Teil meiner Geschichte lesen willst, dann klicke HIER. Ich habe zwei Lieblingskinder, Paula und Lorenz. Noch sehr klein – erst 4 und 2 Jahre alt. Ich bin mit ihnen gerade aus einem neu gebauten und wunderschönen Haus ausgezogen, weil ich ohne Liebe nicht leben will. Denn als Arrangement, das Haus putzt und Kinder versorgt, bin ich einfach noch zu jung.

Nach der Trennung zurück an den Start
Nun sitze ich in der schon lange nicht mehr bewohnten Ferienwohnung meines Elternhauses. Es ist in die Jahre gekommen: Die Küche, die Heizung, das Badezimmer. Trotzdem funktioniert alles und es ist sauber, wenn es auch nicht immer so riecht. Dafür ist meine komplette Wäsche von Mama gebügelt – auch meine Unterhosen – und es gibt leckeres Mittagessen. Wenn ich mal reden will, ist auch jemand da. Also ein zu Hause mit Mama und Herz.

Aber wenn abends die Stille einkehrt, überkommt mich die Sehnsucht. Ich vermisse ihn. Ich vermisse es, eine Familie zu sein. Mann, Frau und Kinder. Mich holen längst beantwortete Fragen wieder ein: Warum bin ich gegangen? Wäre es nicht doch noch gut geworden? Hätte er mich geliebt, wenn ich anders gewesen wäre? Die Gefühle schaukeln wieder. Ein Martini dazu macht es nicht besser. Es war doch schön: Das Haus. Der Garten. Die Aussicht. Neulich ging es nicht mehr: Ich habe einfach nicht aufgehört zu weinen. Kennst du das? Wenn alles über dich einbricht?

Zeit für einen Notfall-Martini
Ich rufe Tante Dani an und sie kommt. Wir trinken Martini. Sie hört zu. Ich weine. Erzähle, dass das alles nichts kann und frage sie, wieso ich gegangen bin. Sie hilft mir mich zu erinnern und gibt mir einen guten Rat.

Du musst dir ein neues Bild malen
Sie sagt, jeder hätte ein perfektes Bild von sich. Wie er leben will und wer er sein will. Ich auch. Nämlich Mama von zwei entzückenden Kindern. Hausfrau eines sauber geputzten Hauses mit einem Dampfgarer in der Küche, einem frisch gemähten Rasen im Garten und zwei Autos in der Garage. Mit einem Mann, der, neben Nägeln in die Wand schlagen, am Valentinstag rote Rosen bringt. Und dann noch beruflich ein erfolgreiches eigenes Business mit Schreibtisch im Co-Working Space hat. An Weihnachten kommt die Familie von Schwieger-Tiger bis Wiener-Schwester. Im Sommer das Grillfest mit Nachbarn und Freunden. Selbstgemachtes Brot, Holdersirup und Zwetschgenkuchen inklusive. Das ist es. Mein perfektes Bild. Genauso.

Ich wünschte mir immer ein großes Haus mit Platz für viele Menschen. Und eine intakte Familie mit Mutter, Vater und Kindern. Aber dieses Bild glitzert nicht mehr. Keine intakte Familie. Kein großes Haus. Keine laute Familienfeier mehr. Ich fange wieder an zu weinen. Es fühlt sich an, wie ein zerplatzter Traum.

Tante Dani sagt, ich solle das Bild doch einfach neu malen. Es gibt viele andere Bilder. Die für viele andere perfekt sind. Die für mich perfekt sein können. Ein eigenes, neues perfektes Bild sozusagen.

Also, Pinsel in die Hand
Ich wage einen ersten Strich: Mama, nämlich eine lebendige Mama. Eine, die den Kindern Werte beibringt wie streiten, versöhnen, wieder-gut-machen und wieder-aufstehen. Eine, die mit viel Geduld und Gefühl die Kinder begleitet und nicht einkreist. Eine, die an Träume glaubt und für sie kämpft. Eine, die selbständig im Leben steht, stolz ist, auf das was sie kann und die es geschafft hat, ihr Herzensbusiness erfolgreich aufzubauen und zu leben. Die dank ihrer offenen Art und dem ihr eigenen Charisma von innen strahlt.

Und dann male ich mir noch einen Prinzen. Einer, der mir auf Augenhöhe begegnet und mein bester Freund sein will. Einer, der bereit ist, zu mir zu stehen – in guten und in schlechten Zeiten. Einer, der mich liebt, wie ich bin. Weil ich es wert bin.

Liebe Tante Dani
Ich habe mein neues perfektes Bild gemalt. Und weißt du was? Es kommt darin weder ein Haus, noch ein Auto, noch die Nachbarin vor. Nichts, was teuer ist oder für andere von Wert. Es geht in dem Bild nur um mich. Dieses Bild soll nun in mir wirken. Dank dir.

Auch Lust auf ein neues Bild?
Vielleicht bist du auch in so einer Situation und trauerst gerade Dingen nach, die du hattest oder Bildern, die andere für dich geschaffen haben. Ich glaube, wir sollten das lassen. Wir sollten uns neue Bilder malen. Kräftige Bilder. Bilder mit Werten und Sinn. Das trägt uns und stärkt uns von innen heraus.

Wie sieht denn dein perfektes Bild aus? Auch Lust auf ein Neues? Ich habe mein Bild übrigens wirklich gezeichnet und schicke es in die WhatsApp-Gruppe. Vielleicht du auch?

Weil wir Mamas alles schaffen.
Alles Liebe, Sandra

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