Mein alleinerziehendes Leben inmitten der Pubertät

Ich liebe meine zwei Teenie-Damen über alles, aber dass Mama sein nochmals so anstrengend wird, hätte ich mir nie träumen lassen. Mann/Frau kennt die Trotzphase schon, sie kann sehr herausfordernd sein. Im Rückblick weiß ich: Durchatmen und durchhalten. Sie geht vorbei.

Nun stehe ich inmitten der Pubertät meiner zwei Töchter mit 14 und 16 Jahren. Ich könnte nicht sagen, dass sie aus der Rolle fallen. Aber die Stimmungen und Emotionen wechseln, wie das Wetter im Mai. Mal 12 Grad, mal 30 Grad, mal wolkenlos und sonnig, mal bedeckt, Schneefall und dann wieder stürmisch. Und das in unvorhersehbarem Wechsel und Tempo.

Meine um zehn Jahre ältere Nachbarin hat gerade mal zu mir gesagt: „Warte ab, es geht so schnell, aber das Leben fühlt sich so leicht an, wenn man „nur“ arbeiten geht.“ Mit wieviel Leichtigkeit füllt es sich wieder. Im Moment noch unvorstellbar für mich.

Kein Stress am Morgen, wenn schon wieder jemand krank ist. Kein Stress täglich, schon während der Arbeit daran zu denken, was es mittags zu essen gibt. Kein Geraunze, weil im Moment das, was Mama kocht, nicht so lecker ist, wie à la carte beim Gourmet Japaner. Kein Hinterherräumen von fallengelassener Kleidung im Bad, unaufgeräumtem Geschirr in der Küche. Einfach: „Nur Arbeiten“.

Zeit für mich
Ich habe schon wieder Freiräume für mich, ich kann zum Beispiel: Klettern gehen und sie allein lassen. Was mir niemand gesagt hat: Inzwischen schreiben sie mir gefühlt elf Nachrichten auf SNAP; rufen mich an, auch, wenn sie sich stundenlang in ihren Zimmern verkriechen. Ausgerechnet dann brauchen sie bestimmt dringend was.

Nach meiner Auszeit stapelt sich dann das Geschirr in der Küche, denn auch nach 23 Aufforderungen, findet es nicht den Weg in den Geschirrspüler. Ich weiß, dass die Pubertät ein neurologischer Ausnahmezustand ist, die Synapsen im Gehirn verknüpfen sich neu. Was für eine Chance! Wieviel neue Gedanken und Ideen in ihnen stecken die Welt anders zu betrachten und das finde ich ja ganz toll. Ich finde diese jungen Menschen wundervoll. Aber die Zeit ist anstrengend. Sie sind anstrengend. Lachend habe ich schon zu ihnen gesagt, seid froh, dass ich noch nicht im Wechsel bin.

Und es ist nicht, wie in der Trotzphase, dass um spätestens 20:00 Uhr Ruhe herrscht. Meine Teenie Damen fangen um 20:30 Uhr an, wenn ich schon auf der Couch versinke, aktiv zu werden. Da brauchen sie noch dies für die Schule, eine emotionale Bestärkung für diverse soziale Interaktionen und sie haben noch gar keinen Freund. Ganz zu schweigen, wenn ich sie am Wochenende um 24:00 Uhr von einer Freundinnenparty abholen soll und 22:00 Uhr doch schon längst zu meiner neuen Mitternacht geworden ist.

Unter anderem ist es so anstrengend, da sie sich nur an mir reiben können und da niemand da ist, der mir mal den Rücken freihält.

Ein Geschenk, dass sie in sicherer Bindung zu mir stehen. Das heißt für mich aber, dass ich 24/7/365 alleine zuständig bin. Für Alles: die Wäsche, den Einkauf, das Kochen, die Arzttermine, den Garten, die Arbeit, das Einkommen, um nicht zu vergessen, die emotionalen Ausnahmezustände. Ich sage immer: Das Leben in Serienschaltung und eben nicht in Parallelschaltung. Und ich keinen Tag Urlaub/Zeit für mich habe.

Dennoch habe ich viel gelernt in diesen sechs Jahren+ des Alleinerziehens.

Die kleinen Momente wirklich genießen
Meinem Nervensystem PAUSEN zwischendurch zu geben. Mal ein kleiner Mittagsschlaf, eine Tasse Tee, zehn Minuten Yoga um 6:00 Uhr morgens. Ein Spaziergang im Wald und eines der wichtigsten Sachen: Ab und zu ein Treffen mit wirklich lieben Menschen, die mich mögen, so wie ich bin und ich sie mag, so wie sie sind.

Immer wieder mir das Positive herholen und an negativen Tagen, auch das auszuhalten und mich mürrisch mit einer Tasse Tee auf die Couch zu legen und zu wissen, dass auch dieser Tag und diese Emotion vorübergeht.

Sowie ich auch weiß: Die Pubertät geht vorüber …
… auch, wenn’s grad manchmal unbeschreibbar, megaanstrengend ist … erinnere ich mich selbst immer wieder daran, diese Zeit zu genießen, in der sie sich finden sollen, ihre Flügel und das Fliegen ausprobieren dürfen, mit Sicherheit im Rücken, um in die Welt hinauszuziehen und ihrem eigenen Leben und ihren Fähigkeiten gerecht zu werden.

Der Alltag ist oft hart
Trotz allem machen wir manchmal die Tür hinter uns zu und genießen das Leben inmitten der Pubertät, so gut es geht, denn das Leben ist JETZT und auch diese schrecklich-schöne Zeit kehrt niemals zurück. Darum habe ich all meinen Mut zusammengefasst und bin letztes Jahr allein mit ihnen als Alleinreisende und Alleinfahrerin nach Costa Rica gefahren, um unsere Freunde zu besuchen. Der Mut hat sich bezahlt gemacht, wird werden diese gemeinsame AUS-ZEIT nie vergessen und es hat uns neu zusammengebracht, näher … inmitten der Pubertät und des Alleinerziehens.

Wie das bekannte Sprichwort besagt: „Das Leben ist das, was passiert, während man sein Leben plant.“ und versucht nicht unterzugehen.

Darum habt Mut, lacht jeden Tag. Galgenhumor ist besser als keiner. Geht voran, lasst die schlechten Tage schlecht sein, und genießt die schönen Tage, die das Leben bietet. Oft sind sie nur einen Perspektivenwechsel weit entfernt.

Eure
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