Es ist unfair. Da denkst du jedes Mal, es wird besser. Aber nein, Quatsch mit Soße: Nichts wird besser. Gar nichts. Das Thema Trennung holt dich immer wieder ein. Du rollst es mühsam weg und es rollt wieder zurück. Wie bei einem Jo-Jo. Fallenlassen ist nicht, da gibt es ja noch die Kinder – die hängen da auch dran. Und die fallen zu lassen wäre fatal. Oder?
Und wöchentlich grüßt das Murmeltier
Ich bin jetzt langsam durch – mit mir, mit ihm, mit dem Liebeskummer. Na gut, meistens mehr und ganz manchmal noch weniger. Unter der Woche im Alltag versunken fehlt er mir nicht. Und an die Wochenenden habe ich mich gewöhnt: Ein Tag mit und einen ohne Kinder. Die Familienausflüge machen wir allein. Sie sind schöner ohne Grummelpeter. Darum genieß ich die Wochenenden und sammle Kraft. Ich lebe wieder, denn aus Besuch bei Papa ist Kontakt geworden.
Aber bei allem cool sein, hat es mich letztens doch ziemlich erwischt. Mein kleiner Lieblingssohn ist ein Papa-Kind: Mit Papa schaffa und im Garten Dreck buddeln, an Sachen rumschrauben und mit der Schubkarre fahren. Er ist ein Bub. Immer dreckig. Immer rotznasig. Immer draußen. Er ist jetzt 2,5 Jahre alt und er fragt oft nach Papa. Ich bin froh, dass wir zwei Kontakte pro Woche haben, so kann ich ihm immer sagen: Morgen kommt der Papa schon wieder. Das beruhigt ihn.
Das letzte Wochenende waren die Kinder von Freitagmittag bis Sonntagmittag beim Papa. Ausnahmsweise. Ich musste beruflich auf einen Kongress nach Wien. Papa hat sich gefreut und die Kinder auch. Ich habe sie eine ganze Woche vorher vorbereitet: Ihr macht Urlaub bei Papa, weil Mama nach Wien muss. Vorbereitung ist wichtig.
Beim Abschied am Bahngleis gab es dann aber doch Tränen. Vor allem bei der Großen. Der Kleine hatte auch feuchte Augen, als ich im Zug sitzend aus dem Bahnhof fuhr. Ich nehme an, er ließ sich aber gleich von Papa beruhigen. Ich genoss meine Zeit in Wien und das Vermissen haben wir mit Video-Telefonie kleiner gehalten als ich befürchtete. Von beiden Seiten. Auch der Papa hat es super gemacht und es hat wohl alles mehr oder weniger gut funktioniert.
Wiedersehen und Abschied in Einem
Am Sonntag holten sie mich am Bahnhof wieder ab. Er und die zwei Kinder. Laut schreiend haben sie mich begrüßt. Es war toll. Mein Mama-Herz ging auf und alle schauten uns rührselig zu. Dann sollte der Kleine ins Auto für die Fahrt nach Hause, aber er fing an zu weinen. Herzzerreißend. Er will zu Papa. Er will bei Papa bleiben. Er will nicht nach Hause. Warum kann Papa nicht bei uns bleiben? Wir haben ihn dann gemeinsam beruhigt. Ich habe versucht mir nichts anmerken zu lassen. Aber ganz ehrlich: Innerlich hat es KABUMM gemacht. Mein Bubi will nicht bei Mama bleiben?
Bei der Autofahrt hat er dann noch weiter dem Papa hinterher geweint. Besser gesagt leise gewimmert. Ich habe versucht ihn zu beruhigen, aber gemerkt, dass mich das ganz schön trifft. Richtig ins Herz ging das. Ich habe dann auch geweint und gesagt, dass ich den Papa auch vermisse und dass ich auch traurig bin. Und dann haben wir alle drei geweint. Um Papa. Um die Trennung. Um unser altes Zuhause.
Wenn nichts mehr hilft, hilft Lachen
Als ich dann in der Garage geparkt habe, nahm ich meinen Bubi aus dem Autositz und habe ihn durchgekitzelt, in die Luft geworfen und Grimassen geschnitten. Als er dann seine blonden Locken vor Lachen geschüttelt hat, wusste ich: Es ist wieder gut. Auch meine Große hat mitgelacht. Sie bekam auch eine Mama-Kitzelrunde. Das Lachen hat die Traurigkeit dann irgendwie weggespült.
Aber trotzdem: Es war hart. Das sage ich dir. Richtig hart. Ich weiß schon, dass ich das nicht persönlich nehmen soll, weil er ja nicht weint, weil er zu mir muss, sondern weil er von Papa geht. Ich weiß auch, dass der Abschied von Papa für ihn jedes Mal wieder eine Trennung ist. Und ich weiß auch, dass das dazu gehört und wir uns daran gewöhnen werden. An den Wechsel meine ich. Und trotzdem: Es hat mir unheimlich weh getan. Ehrlich.
Vielleicht sollte ich nun doch lernen, den Kindern Flügel wachsen zu lassen, wie im Blog-Artikel „Der bessere Elternteil“ schon überlegt. Aber nicht diese Woche. Denn es ist Muttertag. Also, liebe Supermami, genieß deinen Tag.
Weil wir Mamas alles schaffen.
Deine Sandra