Wirklich glücklich

Letztens ploppte bei mir eine Werbung am Bildschirm auf mit der Headline: Können Scheidungskinder wirklich glücklich werden? Diese Frage hat mich irritiert. Warum sollten sie nicht können? Über das hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Ich stehe auf der anderen Seite: Können Kinder mit lieblosen und streitenden Eltern glücklich werden? Neugierig geworden, habe ich geklickt und mich fast im Google-Dschungel verloren.

Google weiß es nun auch
Ich bin frisch alleinerziehend. Das ist nun auch bei Google angekommen. Okay. Wenn ich mir überlege, über was ich mich das letzte Jahr alles bei der Suchmaschine informiert habe, ist das auch kein Wunder. Google zählt einfach eins und eins zusammen. Und trotzdem: Die angezeigte Werbung traf mich mitten ins Herz.

Können Scheidungskinder wirklich glücklich werden?
So lautete der Titel eines Blog-Artikels, der mir von Google unaufgefordert gezeigt wird. Ich war mitten in meiner Arbeit und las den Satz. Ich stoppte und las ihn nochmals. Ich war gebannt. Irritiert. Geschockt. Wie konnte das jemand in Frage stellen. Und was bitte ist „wirklich glücklich“? Gibt es von Glück eine Steigerung? Ist das mehr als „glücklich“? Du kennst mich inzwischen: Ich wäre nicht ich, wenn ich dem nicht nachspüren würde.

Ich fragte also sofort Dr. Google nach Antworten. Und die sind erschreckend. Er zeigt mir tausende Ergebnisse mit Artikeln von der FAZ bis zum Standard. Von der Scheidungsanwältin bis zum Psychotherapeuten. Vom Coach bis zur Geschiedenen. Mit Inhalten wie: Scheidungskinder sind beziehungsunfähig; Spätfolgen für das Beziehungsverhalten von Scheidungskindern; Auffälligkeiten bei Trennungskindern oder wie es ist, ein Trennungskind zu sein. Viele der Aussagen schockieren mich.

Ich suche weiter und finde aktuellere Artikel, die das Thema „Was Trennungskinder brauchen“ aufgreifen. Sie behandeln Fragen wie: Was kann ich tun, um meinem Kind während der Trennung Sicherheit und Halt zu vermitteln. Was brauchen Kinder bei der Trennung der Eltern und wie erkläre ich die Trennung, so dass sie auch ein Kind versteht. Viele richtig gute Ansätze sind dabei. Das gefällt mir schon besser.

Ich gehe noch einen Schritt weiter und finde ein paar alleinerziehende Mamas, die ihre Geschichte erzählen. In Blogs und auf Plattformen. Ähnlich wie ich. Sie verarbeiten ihre Trennung mit Hilfe von Worten und schreiben. Ich lese mich durch und finde mich wieder.

Völlig vertieft. Völlig versunken.
Nach gefühlten 100 Artikeln und Studien befreie ich mich aus dem Dschungel und atme das erste Mal laut ein. Inzwischen ist mehr als eine Stunde vergangen. Ich muss wieder an meine Arbeit. Aber die Inhalte beschäftigen mich noch einige Tage.

Eine, die es wissen muss
Ich war beim Abschlussfest in der Spielgruppe und komme mit einer der Erzieherinnen ins Gespräch. Sie weiß, dass ich getrennt bin, und fragt mich, wie es mir geht. Und ich erzähle ein bisschen, dass ich und die Kinder langsam zur Ruhe kommen. Schwärme von den durchschlafenden Nächten und den entspannten Familienausflügen zu dritt. Sie hört mir zu und sagt dann ganz ernst zu mir: Ich finde es mutig, dass du dich getrennt hast. Man merkt, dass es dir und den Kindern besser geht. Weißt du, ich erlebe immer wieder Kinder, die aushalten müssen, weil ihre Eltern zusammenbleiben. Niemand redet darüber, aber die Kinder spüren es. Und sie suchen ein Ventil und werden auffällig. Sie tun mir leid, aber ich kann nichts dagegen tun. Ich darf nicht laut sagen, was sie belastet. Und sie auch nicht.

Weil Glück keinen Status hat
Genau das ist es. Sie hat es auf den Punkt getroffen. Kinder sind glücklich oder unglücklich. Das hängt aber nicht vom Beziehungsstatus der Eltern ab, sondern vom Umgang der Eltern mit den Kindern. Ob getrennt oder nicht: Es geht um einen respektvollen, den Kindern zugewandten und psychisch sowie physisch gewaltfreien Umgang.

Darum: Ja. Scheidungskinder können wirklich glücklich werden. Natürlich. Genauso wie Kinder aus Familien mit Mama und Papa, Kinder aus Patchwork-Familien, Kinder aus Regenbogenfamilien. Der gemeinsame Nenner für Kinderglück ist Liebe.

Oder? Was meinst du? Was ist die Basis für eine glückliche Kindheit? Schreib es mir in der WhatsApp-Gruppe. Ich freue mich auf alle Kommentare. Und jetzt gehe ich gleich nochmal googeln und zwar: Können Kinder von unglücklichen Eltern glücklich werden? 😉

Weil wir Mamas alles schaffen.
Deine Sandra

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