Zwischen Spaß-Daddy und Care-Mama

Kennst du diesen Satz vom Papa der Minis? „Bei mir sind die Kinder immer entspannt.“ – Zack, mitten ins Herz. Du nickst, lächelst gequält und innerlich schreist du. Weil du weißt, dass dein Alltag ein anderer ist. Ein anstrengender. Ein echter. Wie geht man damit um, wenn man die Care-Arbeit trägt, während der Vater der Kinder einen auf „Spaß-Daddy“ macht?

Eingegroovt – und trotzdem herausgefordert
Ich bin nicht mehr frisch alleinerziehend. Seit fast vier Jahren schaukle ich unseren Alltag als Alleinerziehende. Mit dem Vater der zwei Minis bin ich fein. Wir haben uns zusammen gerüttelt und funktionieren als Eltern. Wir kommunizieren, machen Pläne und gehen gemeinsam auf Veranstaltungen der Kinder. Ich bin stolz auf uns.

Das klingt jetzt easy. Aber das war es nicht. Wenn du meinen Blog kennst, dann weißt du, dass ich oft auseinander gefallen bin und mich wieder zusammengeklebt habe. Es hat sich gelohnt, denn heute ernten wir als Eltern den Lohn.

Entspannte Kinder
Der Kindsvater bringt die Kinder von ihrem Unter-der-Woche-Nachmittag zurück. Ich erzähle ihm, dass es nach dem letzten Wochenende bei ihm anstrengend war. Die zwei schlafen abends nicht ein und sind am Morgen unausgeschlafen. Das macht die Tage zäh, weil Miesmuscheln und Tobsuchtsanfälle so vorprogrammiert sind. Ich ergänze noch, dass es nicht an ihm bzw. den Wochenenden bei ihm liegt, sondern dass einfach im Moment viel zusammen kommt: Schulanfang, Wackelzahn, Hausaufgaben.

Er reagiert und sagt: „Die Kinder sind bei mir immer sehr entspannt.“ BÄM. Ärger. Wut. Eifersucht. Alles gleichzeitig. Reflex: Ich verteidige mich. „Bei mir müssen sie halt mehr funktionieren. Ich bin die, die sie morgens 5 Tage die Woche weckt und zur Schule und in den Kindergarten bringen muss. Ich bin die, die mit dem Schulkind jeden Tag 10 Minuten lesen muss. Ich bin die, die das Geschenk der Zahnfee besorgen muss. Ich bin die, die sie zum Zahnarzt schiebt und die Impfung schön redet. Ich bin die, die jeden Abend dafür sorgen muss, dass sie früh und gut einschlafen, damit sie den Alltag gebacken kriegen.“

Ich fange an noch mehr aufzuzählen. Er schaut groß. Also sage ich: „Die Kinder sind bei mir zu Hause. Bei mir können sie sein, wie sie sind. Sie müssen sich nicht zusammenreißen. Sie dürfen alles rauslassen. Auch mal rumbrüllen. Bei dir ist ja Spaß, weil Wochenende.“ Er rudert zurück: So hat er es nicht gemeint. Ich weiß. Alles gut. Und doch hallt der Satz nach.

Die Nachwehen
Wenn sie nach einem Papa-Wochenende nach Hause kommen, kommt alles raus: Anspannung, Aufregung, Energie. Es geht rund. Abends. Wenn die Ruhe einkehren sollte. Ich begleite und halte aus. Am Sonntagabend nach dem kinderfreien Wochenende: Kein Problem. Aber manchmal zieht es sich bis Mitte Woche.

Dann geht es bei uns rund. Ich bin nach einem Acht-Stunden-Tag im Büro müde und der Akku leuchtet schon rot. Während ich versuche ruhig zu bleiben und mich nicht auf Diskussionen mit den Kindern einzulassen, höre ich das dreckige Geschirr vom Abendessen, das ruft: Stell mich in den Spüler. Höre die Wäsche aus der Trommel: Wir vergammeln hier noch. Höre das Handy vibrieren, Schoolfox hat schon wieder eine Nachricht geschickt. Irgendwann um 22:00 Uhr ist dann mal ruhig. Mit den letzten 5 % Akku kümmere ich mich noch um Haushalt und packe noch die Wechselsachen für den Schulsporttag morgen zusammen.

Die Nacht reicht nicht aus, um den Akku wieder auf 100 % zu laden. So starte ich am nächsten Tag mit nur 80 % in den Tag. Bis zum Ende der Woche lande ich im Minus-Bereich meiner Prozentanzeige. Überlebensmodus. Bis zum nächsten kinderfreien Wochenende.

So ein Spruch nervt
Wenn sie beim Papa sind, hat er Zeit für sie. Er muss nicht putzen oder Wäsche waschen. Er kann spielen und basteln. Er kann ihnen kochen, was sie mögen. Er kann sie später ins Bett bringen und ausschlafen lassen. Er muss keine 10-Minuten-lesen oder kurzfristig-Zahnfeee-Geschenke besorgen. Es ist Wochenende. Versteh mich nicht falsch: So soll es sein und was soll er denn auch anders machen? Wenn du nur jedes zweite Wochenende und jeden zweiten Donnerstag Nachmittag mit deinen Kindern hast, dann wirst du mit ihnen Spaß haben. Und sich im Kinderalltag einzubringen wird da schwer. Verstehe ich schon. Und trotzdem nervt es mich gerade gewaltig. Dieser Spruch: „Bei mir sind sie immer entspannt.“

Also schreibe ich
Heute ist Tag 4 nach dem Papa-Wochenende. Langsam ist alles raus, was raus musste. Bei den Kinder. Bei mir. Ich sitze hier und schreibe mir den Ärger aus der Seele. Ich kann es nicht ändern. Er gibt sein Bestes und ich gebe mein Bestes. Und das ist gut genug. Mehr geht nicht. Und wenn ich dann wieder höre „Du bist stark. Was du alles schaffst.“, dann denke ich mir: Es gibt eh keine andere Option. Also: Heute kurz ausgekotzt und morgen weitermachen.

Weil wir Alleinerziehenden alles schaffen.
Deine Sandra

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