Frisch alleinerziehend

Ich bin Sandra. Ich bin 40 Jahre alt und selbständige Marketinglady. Meine Lieblingskinder sind Paula, 4 Jahre und Lorenz, 2 Jahre alt. Und: Ich bin frisch alleinerziehend.

Ein Boot kentert
Vor knapp zwei Jahren bin ich mit dem Vater meiner Kinder in ein wunderschönes Haus gezogen. Aus Träumen geplant, mit Leidenschaft gebaut und mit Liebe eingerichtet. Perfekt die Lage: Sonnenhang mit einer Aussicht, bei der sogar die Götter neidisch wären. Ein Traum. Mein Traum.

Aber es soll nicht sein. Da sind einerseits die Nachbarn: Die eifersüchtige Schwägerin und die grenzenlose Schwiegermutter. Mein Fehler war, dass ich die Macht der Familiensippe unterschätzt habe. Aber das ist nur eine der Wellen, die das Boot zum Kentern gebracht haben. Die über Monate schlaflosen Nächte, weil meine Kinder nicht durchschlafen. Die Überforderung, das eigene Business sowie die Sauberkeit des Hauses auf Profi-Niveau zu meistern. Da ist die Pandemie, Heimweh oder der Freundesverlust. Ein Besuch bei mir bedeutet, eine gefährliche Bergfahrt zu riskieren. Es waren also jede Menge Wellen.

Und der Wellen zum Trotz
Ein Jahr habe ich alles versucht und für unsere Liebe gestritten, gelacht und geredet. Ich war still, laut und pastellig. Aber weder Ausschnitt, Tränen noch Therapie konnten zurückbringen, was früher mal groß war. Was zehn Jahre groß war.

Kurz vor Weihnachten dann der große Sturm: Die Aussprache. Zum ersten Mal kann er formulieren, was ich schon länger fühle – wenn es nicht so traurig wäre, müsste ich stolz auf ihn sein. Seine Worte: Er denkt nicht, dass das mit uns wieder was wird. Er denkt nicht, dass wir eine Zukunft miteinander haben. Er bietet mir höflich, aber witzlos eine Wohngemeinschaft aus wirtschaftlichen Gründen an. NEIN danke, ich verzichte.

Boot drehen und weiter rudern
Nun sitze ich hier und schreibe. Versuche, dass zu verarbeiten, was gerade passiert: Ich bin getrennt und alleinerziehend. Da schwingt viel mit und es kommt eine Gewitterwolke auf mich zu: Entscheidungen alleine treffen, Alltag alleine meistern, finanziell alleine vorsorgen, nachts alleine schlafen, … Das Wort ALLEINE bleibt, die Herausforderung ändert sich. Ich schließe meine Augen und denke: Doch besser im Palast? Ohne Liebe? Dafür nicht immer allein? Zumindest im Alltag den Vater als Unterstützung haben für das Ins-Bett-Bringen, Frühstück-Machen oder Sonntags-wird-gebadet? In meinem Kopf beginnt wieder das ewige Hin-und-Her – doch bleiben oder gehen? Wenn ich anders wäre, würde er mich dann lieben? Ich kann es doch aushalten ohne Liebe?

Nein. Und nochmal Nein. Allein bin ich sowieso. Also dann schon so, wie es mir guttut und vor allem mit der Chance auf einen Neuanfang. Mit der Chance irgendwann auf der anderen Seite des Flusses anzukommen. Einen neuen Traum zu finden.

Und auch, weil ich meinen Kindern gegenüber ehrlich sein will. Denn wenn ich bleibe, dann lebe ich mit einem Partner, der mich nicht liebt, aber den ich liebe. Das wird mich verändern. Das kränkt. Das stumpft ab. Das ist kein Vorbild. Am Ende bin ich nicht mehr die, die ich heute bin, sondern frustriert und unzufrieden. Und eines Tages fragen mich meine Kinder: Warum Mama bist du nicht gegangen? Du bist doch mit Papa nicht glücklich gewesen? Und wenn ich dann ehrlich antworte, lautet diese Antwort: Ich bin wegen euch geblieben. Und ich will nicht, dass sie diesen Rucksack tragen müssen. Darum muss ich gehen. Nur, wenn ich mir die Chance gebe, ihn loszulassen, wieder glücklich zu werden, können meine Kinder auch glücklich werden. Ich muss Verantwortung tragen. Nur dann kann ich die Mama sein, die ich sein möchte.

Auf der anderen Seite des Flusses
Also auf geht’s Jahr 2022. Zeig mir was du drauf hast. Erster Schritt: Ich ziehe erstmal zurück zu Mama in mein Kinderzimmer. Dann kuschel ich lange mit meinen zwei Kleinen und lass mich von Mama mit Kakao und Schokoladenkeksen verwöhnen. Jetzt geht es um Selbstfürsorge. Es geht um’s Erholen: Von den Bemühungen in diesem Jahr, von den Kränkungen und der Wut auf den Vater meiner Kinder.

Und um’s Kraft tanken, denn ich weiß, dass das nächste Jahr noch viele Wellen bringen wird. Unvorhergesehene: Manche klein, manche groß. Es gibt Dinge zu organisieren und Entscheidungen zu treffen, wie Alimente, Besuchsrecht, Grenzen, Möbel, Wohnung, … Ich muss bis dahin in meine Kraft kommen, um Lecks zu stopfen und weiterzurudern. Das bin ich mir schuldig. Und meinen Kindern.

Und vielleicht – ganz vielleicht – gibt es ja am anderen Ufer einen neuen Traum. Einen hübschen Traum. Einen MacDreamy oder einen Bergdoktor vielleicht?

Hast du auch einen Traum? Was oder wer steht bei dir am anderen Ufer? Wohin paddelst du, wenn du im Alltag ruderst? Mit anderen Booten an meiner Seite ist es einfacher und ich bin ja nicht allein. Oder? Ich freu mich, von dir zu lesen. Am besten in der What’s App Gruppe. Einfach rechts unten den grünen Button klicken und dich einladen lassen. Ich freu mich auf deine Geschichte.

Weil wir Mamas alles schaffen.
Alles Liebe, Sandra

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