Der Teuerung zum Trotz

Als Alleinerziehende bin ich in meiner kleinen Familie für alles verantwortlich: Die Kindererziehung, den Haushalt und die Finanzen. Ich muss Bilder neu malen, Muster durchbrechen und mich immer wieder trennen. Den täglichen Wahnsinn nicht mitgerechnet. Das alles jetzt noch teurer wird, bringt meinen Kragen fast zum Platzen.

Da bleibt mir die Spucke weg
Letztens ging ich einkaufen. Nur ein paar Sachen. Schließlich geht es in einer Woche in den Urlaub. Ich kaufte also das Notwendigste: Brot, Butter, Milch, Obst und Gemüse. An der Kasse zog die Kassiererin meine Lebensmittel über den Scanner. Biep. Biep. Ich räumte ein. Ganz versunken in mein System: Unten die Melone und die Tomatensauce, oben die Chips und das Joghurt. Dann sagte die Kassiererin irgendwas mit knapp 100 Euro. Ich blickte auf und sie erschrocken an. Sie zuckte mit den Schultern. So, als ob sie den Blick bei jeder Kundin sieht. Der nächste Halt: Die Tankstelle. Und auch da blieb mir der Schreck im Kragen stecken. Da ist sie: Die Teuerung, von der alle sprechen.

Wenn mehr fast nicht mehr geht
Mein Haushaltsgeld ist knapp berechnet, aber es geht sich alles aus. Ich bin auch ein alter Fuchs. Ich weiß, wie und wo man Geld sparen kann. Habe ich von meiner Mama gelernt. Aber das sich einzelne Posten innerhalb der letzten Monate verdoppelt haben, ist definitiv zu viel für meinen gut gebügelten Kragen. Er beginnt zu knittern und zu ziehen. Und ich frage mich: Wie muss es anderen Alleinerziehenden gehen, die ihr Haushaltsbudget noch strenger kalkulieren müssen? Und wieso müssen wir Alleinerziehende jetzt noch eine Sorge mehr haben?

Die eigene Welt retten
Es gibt Dinge, die ich nicht unmittelbar ändern kann, wie Politik, Krieg, Inflation, Energiepreise oder Klimakrise. Darauf habe ich keinen direkten Einfluss. Außerdem habe ich schon genug Arbeit mit meiner kleinen Welt, dass sie sich dreht und stabil um die Sonne tanzt.

Ich rücke also meinen Kragen zu Recht und sage der Teuerung den Kampf an. Ich erkundige mich: Es gibt eine Erhöhung der Familienbeihilfe, des Klimabonus sowie den Anti-Teuerungsbonus. Der Unterschied ist mir nicht klar und ob ich all das erhalte auch nicht. Ebenfalls werden die Einkommensgrenzen für viele Förderungen erhöht. Im Internet finde ich aber immer nur Beamtendeutsch. Unklar, wen es betrifft und wann ich es ausbezahlt bekomme. Unklar, ob ich was dafür tun muss oder es automatisch geht. Das ärgert mich, aber aufgeben ist nicht. Darum rufe ich bei den Ämtern an und melde mich bei zuständigen Stellen. Ich frage aktiv nach, wann und wo das Teuerungspaket für mich greift. Die Antworten entspannen mich fürs Erste: Es kommt Geld. Sofort und automatisch. Wobei mir Einmalzahlungen nicht den monatlichen Druck nehmen. Was kann ich also noch machen, um der Teuerung ein Schnippchen zu schlagen?

Sparen ohne zu Verzichten
Das geht und es hilft mir, die monatliche Belastung etwas zu senken. Zum Beispiel Rabattmarkerl sammeln oder das Joghurt im Angebot kaufen. Und dann auf zum Secondhand: Dort verkaufe ich die zu klein gewordenen Sachen meiner Kinder. Mit dem Erlös gibt es dann neue Herbstsachen. Und dann bin ich noch Mitglied beim Familienverband, habe einen Familienpass und eine v-Card. Die Rabatte und Vergünstigungen nutze ich für meine Sonntagsausflugsziele. Zusätzlich habe ich an die 20 Newsletter abonniert von Festivals, Theatern, Städten und Orten. Und man würde staunen, wieviel bei uns gratis angeboten wird. Und weil ich eine alte Sparfüchsin bin, mache ich auch bei vielen Gewinnspielen mit. Das alles kostet Zeit, aber es gibt mir unendlich viele Möglichkeiten in meiner kleinen Welt Abenteuer zu erleben. Und zwar leistbare Abenteuer.

Ein Ausflug-Beispiel
Letzten Sonntag bin ich mit einer Freundin und ihrer Tochter zum Jazz Brunch beim Poolbar Festival gefahren. Wir sind mit dem Zug gleich morgens hin – Kosten 10,80€. Dann sind wir auf einer Picknick-Decke unter einem Baum gesessen und haben der Musik zugehört. Gratis. Nebenbei spielten die Kinder mit den Hula-Hoop-Reifen der Zirkusschule. Gratis. Dann haben wir uns eine Portion Pommes gegönnt für 4€. Anschließend sind wir zum großen Kinderspielplatz. Dort haben wir unsere selbst mitgebrachte Jause gegessen. Salanetti‘s und Laugenstängele für knapp 10€. Gemüse gab es auch, nämlich frisch von Omas Garten: Karotten, Tomaten und Gurken. Gratis. Auf dem Weg zum Zug kauften wir den Dreien noch ein Eis. Ein Cornetto für je 1,70 €. Um vier Uhr waren wir wieder zu Hause. Es war ein wunderbarer Sonntag. Die Kinder müde und glücklich. Und wir Mamas entspannt und ausgequatscht. Er kostete mich knapp 35€.

Nicht unterkriegen lassen
Ich habe beschlossen, mich von der Teuerung nicht verrückt machen zu lassen. Mein Kragen darf nicht platzen. Der muss sitzen, aber daheim sitzen ist nicht. Aktiv werden. Denn in unserem Ländle sind wir wirklich in guten Händen. Ein solcher Tagesausflug hilft mir zwar nicht bei meiner monatlichen Haushaltsrechnung, aber er gibt mir das Gefühl, noch zu leben. Und meinen Kindern was bieten zu können.

Hast du auch eine Idee für einen sparsamen Sonntagsausflug? Bitte teil ihn mit mir. Ich bin immer auf der Suche nach was Neuem. Unsere WhatsApp-Gruppe ist übrigens ein sicherer Ort für Austausch unter uns Alleinerziehenden. Und wenn du einen Tipp hast oder erzählst, wie du mit der Teuerung umgehst oder welche Förderung du erhältst, hilfst du anderen. Allein geht immer, aber gemeinsam sind wir mehr.

Weil wir Mamas alles schaffen.
Deine Sandra

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