Sturzflug Hoffnung

Ich war letztens auf dem Alleinerziehenden Treffen von femail/EFZ in Feldkirch. Echt ein tolles Format. Ein Jahr lang begleitet uns Christiane. Sie ist Coach und gemeinsam in der Gruppe arbeiten wir an Themen wie Selbstfürsorge, Grenzen setzen oder dem Blick in die Zukunft. Letztens war das Thema Hoffnungen und Wünsche dran. Das haute mich grad aus der Flugbahn. Und zwar unerwartet.

Ich bin auf Kurs
Seit Wochen geht es mir gut. Ich hatte keine Rückfälle in alte Muster, gesunde Kinder und keine Machtkämpfe. Mein neues perfektes Bild scheint in Sichtweite, denn ich mag mein neues Leben. Ich war beim Friseur. Ich habe mein erstes Podcast-Interview gegeben. Ich habe geflirtet und gedatet.

Aber das Wichtigste: Ich hatte Spaß mit meinen Kindern. Wir blödeln rum. Wir kuscheln viel. Wir sind zusammen. Und ich mag mich als Mama. So wie ich jetzt gerade bin. Nicht perfekt. Aber echt. Mein neues Bild wirkt in mir und ich bin stolz. Stolz gegangen zu sein. Stolz es allein hinzukriegen. Stolz auf mich.

Fliegen geht nur vorwärts
Und das verdanke ich mir selbst. Weil ich gerne in den Austausch gehe mit anderen Single-Moms, um zu wissen, dass ich nicht allein bin. Weil ich gerne reflektiere, um einzuordnen was passiert ist. Weil ich gerne verstehe, um abzuhaken. Um dann den nächsten Schritt zu gehen.

Also sitze ich Freitagnachmittag im Coaching und höre zu. Coach Christiane fragt nach unseren Wünschen. Unseren Sehnsüchten. Unserer Hoffnung. Ich höre, wie eine andere Mama erzählt, dass sie gerne geheiratet hätte. So richtig. In Weiß. In der Kirche. Mit großem Fest. Dahinter steckt Sehnsucht nach Geborgenheit und Sicherheit. Ein Aufgehoben sein.

Dann kommt die Bruchlandung
Auf die Frage, ob ich gerne auch geheiratet hätte, beginnt meine Stimme bei der Antwort brüchig zu werden. Und nach dem zweiten Satz, bricht sie unter Tränen weg. Die Stimme und meine Hoffnung. Es ist, als ob jemand die Wolken weggeschoben hat und ich wieder klar meine alte Sehnsucht vor mir sehe: Die große Familie. Die ich alle bekoche in unserem Haus. Dem Haus mit Herz, das lauthals lacht, weil es von tanzenden Menschen gekitzelt wird. Um einen Schluchzer später zu wissen, dass das Haus nun leer ist. Ohne Herz und ohne Liebe steht es da. Ausgeräumt. Traurig. Verwahrlost.

Und der Schmerz trifft mich unerwartet. War ich doch sicher, dass ich das mit dem neuen Bild schon geschafft habe. Das ich stabil bin. Wir reden darüber. Sie fragen nach. Ich erzähle und lasse das Weinen zu. Lasse die Traurigkeit kommen. Ich gebe der Enttäuschung Raum. Wir sind unter uns und es tut gut.

Nochmal starten: Der Kurs bleibt
Nach der ganzen Schluchzerei gehen wir ein paar Schritte. Symbolisch weg von unserer unerfüllten Hoffnung und hin zu einem neuen Wunsch. Ja, wieso nicht. Heiraten ist doch nicht an ein Alter gebunden. Im Gegenteil: Vielleicht braucht es kein glitzerndes Brautkleid. Vielleicht braucht es keine große Party. Vielleicht braucht es eine kleine intime Hochzeit, wo es um die Liebe geht. Das wünsche ich meiner Mitstreiterin heute und sie schafft das. Sie ist jung und hübsch.

Und ich? Ja, ich schaffe das mit der großen Familie auch noch. Das letzte Date hat drei Kinder. Und wer weiß: Vielleicht koche ich bald für eine Großfamilie. Dann ist mein Wunsch in Erfüllung gegangen. Anders als gedacht. Aber er ist dann echt. Und begleitet von Liebe isst es sich besser. Und besser fliegen auch.

Weil wir Mamas alles schaffen.
Deine Sandra

Teile den Beitrag mit deinen Freunden.