Die Straße des Lebens

2024-11-13T09:15:20+01:0013. November 2024|

Die Straße des Lebens „Mama, der Fahrlehrer konnte es gar nicht glauben, dass nicht der Papa mit mir die ersten Fahrstunden macht“, sagte meine Tochter gerade zu mir. Wir sind auf der Straße des Lebens: L17. Konservatives Land Tirol; alte Rollenklischees; Diskriminierung der Kinder von Alleinerziehenden. "Geht's noch?", denk ich mir, während ich neben meiner Tochter im Auto sitze und sie stolz und konzentriert die ersten Kilometer ihres L17 Führerscheins fährt. Ich etwas verkrampft daneben. Gerade haben wir bei der Bezirkshauptmannschaft die Bescheide abgeholt, mit denen sie fahren darf. Was noch alles? Arbeit, Haushalt, zwei Teenager mit all ihren Sorgen, Nöten und emotionalen Befindlichkeiten und nun noch 3 x 1.000 km mit meiner Tochter fahren. Uff. Der Gedanke, wo ich bleibe, verdränge ich im Moment. Glück und Belastung zugleich Zumal sie als zweite Begleitperson ihren Vater ausgewählt hat. Aber er ist nicht da. Sie wünscht es sich, dass er da wäre und mit ihr fahren würde. Dass er sich die Zeit nehmen würde. Ich wünsche es ihr. Ich wünsche es mir. Es wird sich herausstellen, wieviel km er mit ihr dann am Ende fahren wird. Wieder befürchte ich, dass alles an mir hängen bleibt. Zum Wohle der Kinder. … nach 500 km Meine jüngere Tochter (14) giggelt vom Rücksitz. Wir sind ein Team, wie im Leben auch. Drei Mädels auf der Fahrt durchs Leben. Meine ältere Tochter (16) fährt und hat beim Berganfahren gerade ihren ersten Misserfolg erfahren. Tränen laufen ihr übers Gesicht. Sie ist mit meinem Auto ohne Hold on Funktion und ohne Berganfahrhilfe gestresst. Sie hat es mit stinkender Kupplung und quietschenden Reifen, jedoch großartig gemeistert. Und das im Land der Berge, wo die Straßen oft steil bergauf führen. Wo führt uns die Reise hin? Ich bin mir nicht immer sicher. Wird alles gut? Es fühlt sich nicht [...]

Achterbahn fahren

2024-11-04T15:26:24+01:004. November 2024|

Achterbahn fahren Es ist morgens und ich sitz bei meiner kleine Nachteule. Sie mag Abends nicht ins Bett und in der Früh nicht raus. Sie braucht eine ganze Weile bis sie wach ist. Ich nehme mir die Zeit und wecke sie. Dann wird gekuschelt. Langsam wacht sie auf. Da kommt mein Kleiner ins Kinderzimmer und gesteht, dass die Schublade kaputt ist. Wieder. Ich habe sie erst gestern Abend repariert. Ich kann nicht mehr. Ich mag keine Achterbahnen. Der ganz normale Wahnsinn Der Maler kommt morgen. Ich nehme schon den ganzen Nachmittag die Bilder von den Wänden, verräume die Deko und mache die Zimmer barrierefrei von Spielsachen. Als ich im Zimmer meines Lieblingssohnes die Bettschublade öffne, kratzt sie am Boden entlang. Genau, da war noch was. Die wollte ich auch noch reparieren. Trigger-Alarm Das ist einer der Gründe, warum man als Team und zu zweit Kinder bekommt. Jeder bringt sich und seine Talente ein. Während - wie in meinem Fall - sich der eine um die Hausaufgaben, das gute Essen und die Theaterbesuche kümmert, ist der andere zuständig für Zelten im Garten, Abenteuerspielplatz und Dinge reparieren. So wäre die Idee gewesen. Aber das Leben läuft manchmal nicht nach Plan. Ich seufze. Es nützt nichts. Kein Mann mehr da. Also raus aus der Komfortzone. Mit meiner Nachbarin hatte ich im Sommer den Sandkasten aufgebaut. Sie erklärte mir, wie die Bohrmaschine funktioniert und was ein Bit ist. Sie ist der Meinung, dass Jungen und Mädchen handwerkliches Geschick beigebracht gehört. Ich gebe ihr Recht. Aber ich komme aus einer Generation, als es in der Schule noch geschlechtergetrenntes Werken als Fach gab: Stricken und Handarbeit für Mädchen und die Jungs haben Werkstücke gebastelt. Ich bin alt. Als ich den Bohrer in der Hand halte, versuche ich mich zu erinnern: Ist Holz ein weiches Material? Brauche [...]

Kein Kochen, aber das Essen ist trotzdem kalt

2024-11-04T13:55:23+01:003. Oktober 2024|

Kein Kochen, aber das Essen ist trotzdem kalt Urlaub allein mit Kindern: Wie ich als Single-Mama die Welt rettete und Unfallstellen räumte – aber hey, wenigstens musste ich nicht kochen! Endlich Urlaub Meine zwei schliefen schon fest, als ich sie betrachtete und wieder mal fasziniert war, wie zufrieden Kinder im Schlaf aussehen können. Wir waren im Urlaub im Familienhotel. Die letzten Tage vor dem Schulstart noch abhauen und entspannen, das war mein Plan. Ich entschied schnell an der Bar ein Glas Rotwein zu holen und es mir dann auf dem Balkon gemütlich zu machen. Es war ein warmer Abend in den Bergen. Ich schloss also die Türe leise hinter mir und sperrte ab. Sicher ist sicher. Vier Stockwerke runter – lieber zu Fuß, das ging schneller als mit dem Lift – und dann ab an die Bar. Ich bestellte beim Barkeeper Rotwein. Während er den Wein einschenkte, fiel mir die Geschichte von Maddie ein. Kannst du dich noch erinnern? Das Kind, welches aus dem Hotelzimmer entführt wurde? Plötzlich wurde ich nervös. Wie musste sich das anfühlen? Der Engel von Kellner schob den Viertel Krug über den Tresen. Ich schnappte ihn mir und rannte los. Keine Zeit auf den Lift zu warten, also die vier Etagen zu Fuß wieder hoch: Was wenn ein Kind wach wird und inzwischen das halbe Hotel zusammen schreit? Werden eigentlich schreiende Kinder auch entführt? Ich hechtete ins Zimmer: Alles ruhig. Ich schlich auf den Balkon und schenkte mir ein Glaserl ein. Pause. Atmen. Nun, was tun? Ich könnte jetzt ein Buch lesen, ging mir durch den Kopf. Aber das hatte ich im Koffer-Pack-Stress zu Hause vergessen. Also Handy raus und mal durch den Instagram Account gescrollt. Das machte mich aber auch nicht glücklicher. Die lächelnden und bedürfnis-orientierten Mamas mit ihren beigefarbenen Wonneproppen. Mein Rabenmutter-Gefühl meldete sich. [...]

Das Glück und sein Ego

2024-11-04T13:58:37+01:0016. August 2024|

Das Glück und sein Ego Jeder ist selbst für sein Glücklich-sein zuständig. Das sagte mir letztens ein Kollege. Ich stutzte. Ja, klar, bin ich für mein Glück zuständig. Aber auch für das meiner Kinder. Und wenn ich ehrlich bin, dann ist mir das wichtiger als mein Glück. Also darf ich mich trennen, weil ich in der Beziehung nicht glücklich bin? Oder ist das egoistisch? Ein spannender Ansatz Ich stand beim Sommerfest an der Candy-Bar und gönnte mir das dritte Zucker-Herz. Die Sonne schien an diesem Freitag Abend und die Jazz-Musik strömte in mein Herz. Um mich herum gute Stimmung: Das Lachen versprach einen leichten Abend. Die Kinder waren beim Papa und ich durfte nur mal ich sein. Ein Arbeitskollege fischte neben mir nach einem Gummibärchen und fragte, wie es mir geht. Diese Frage kann schwierig sein, aber an diesem Abend war sie leicht. Wir hantelten uns vom Small-Talk relativ schnell zu intensiven Themen und landeten schließlich bei der Kindererziehung. Wer verantwortet Glück? Es kam die Frage auf, was Eltern für ihre Kinder tun können. Ich wagte mich mit einem Zitat vor, dass ich vor Kurzem gelesen hatte: „Das Wichtigste, was ein Vater für seine Kinder tun kann, ist, ihre Mutter zu lieben.“ Nachdem der Satz bei meinem Gegenüber gewirkt hatte, ergänzte ich: „Ich finde das hat soviel Wahres: Liebe vorzuleben ist der Schlüssel für freie und beziehungsfähige Kinder. Sie können darin soviel lernen: Vertrauen, Empathie, Herzenswärme und die Väter sorgen so maßgeblich für den Familienzusammenhalt. Die Mama ist ja mit der Care-Arbeit voll beschäftigt. Es wäre so simple wie einfach: Papa, mach die Mama glücklich.“ Ich fühlte mich, als hätte ich das „Wort-zum-Sonntag“ gesagt und schnappte mir als Belohnung noch einen sauren Frosch. Mein Kollege zog die Augenbrauen hoch. Skeptisch und nachdenklich antwortete er: „Aber jeder ist doch für sein [...]

Mein alleinerziehendes Leben inmitten der Pubertät

2024-11-04T14:00:37+01:007. Juni 2024|

Mein alleinerziehendes Leben inmitten der Pubertät Ich liebe meine zwei Teenie-Damen über alles, aber dass Mama sein nochmals so anstrengend wird, hätte ich mir nie träumen lassen. Mann/Frau kennt die Trotzphase schon, sie kann sehr herausfordernd sein. Im Rückblick weiß ich: Durchatmen und durchhalten. Sie geht vorbei. Nun stehe ich inmitten der Pubertät meiner zwei Töchter mit 14 und 16 Jahren. Ich könnte nicht sagen, dass sie aus der Rolle fallen. Aber die Stimmungen und Emotionen wechseln, wie das Wetter im Mai. Mal 12 Grad, mal 30 Grad, mal wolkenlos und sonnig, mal bedeckt, Schneefall und dann wieder stürmisch. Und das in unvorhersehbarem Wechsel und Tempo. Meine um zehn Jahre ältere Nachbarin hat gerade mal zu mir gesagt: „Warte ab, es geht so schnell, aber das Leben fühlt sich so leicht an, wenn man „nur“ arbeiten geht.“ Mit wieviel Leichtigkeit füllt es sich wieder. Im Moment noch unvorstellbar für mich. Kein Stress am Morgen, wenn schon wieder jemand krank ist. Kein Stress täglich, schon während der Arbeit daran zu denken, was es mittags zu essen gibt. Kein Geraunze, weil im Moment das, was Mama kocht, nicht so lecker ist, wie à la carte beim Gourmet Japaner. Kein Hinterherräumen von fallengelassener Kleidung im Bad, unaufgeräumtem Geschirr in der Küche. Einfach: „Nur Arbeiten“. Zeit für mich Ich habe schon wieder Freiräume für mich, ich kann zum Beispiel: Klettern gehen und sie allein lassen. Was mir niemand gesagt hat: Inzwischen schreiben sie mir gefühlt elf Nachrichten auf SNAP; rufen mich an, auch, wenn sie sich stundenlang in ihren Zimmern verkriechen. Ausgerechnet dann brauchen sie bestimmt dringend was. Nach meiner Auszeit stapelt sich dann das Geschirr in der Küche, denn auch nach 23 Aufforderungen, findet es nicht den Weg in den Geschirrspüler. Ich weiß, dass die Pubertät ein neurologischer Ausnahmezustand ist, die Synapsen im [...]

Nicht nur Kindererziehung

2024-05-21T16:14:16+02:0021. Mai 2024|

Nicht nur Kindererziehung „Ich bin auch Alleinerziehend“, sagte meine Freundin neben mir. Wir hatten es mal wieder geschafft, letzten Samstag auf einen Kaffee im Sito. Sie jammerte gerade noch von den liegengebliebenen Hausaufgaben ihrer faulen Tochter und den vielen Terminen bei der Logopädin - für das Sprachdefizit des Herrn Sohnes. Das Desinteresse ihres Mannes, der ihre Care-Arbeit nicht genug wertschätzt, setzt dem ganzen die Haube auf. Ja, ich weiß. Das ist alles ganz schön viel. Sie fühlt sich allein-erziehend und ist es auch oft. Aber Alleinerziehend? Nein. Das ist sie nicht. Ganz schön viel Sie will alles perfekt machen. Meine Freundin. Haus sauber, Rasen gemäht, Brot selbst gebacken, Kinderbrei aus Bio-Gemüse und dann noch die Dekoration: Die muss zur Saison passen. In Pastellfarben. Eh klar. Daneben noch pädagogisch wertvoll erziehen. Das heißt zuhören und aushalten, Gefühle meistern, Ängste begleiten und stundenlang gemeinsame Spielzeit. Nicht zu vergessen die Schlafbegleitung. Hab ich schon erwähnt, dass sie Kleidergröße 38 trägt, Montagabends zum Yoga-Kurs geht und es schafft sich die Nägel regelmäßig zu lackieren? Zurück ins Café Sito: Mich packte der Neid. Oder war es die Wut? Ich habe sie echt gern. Und ich weiß auch, dass die Probleme, die dir am nächsten sind, die schlimmsten sind. Und ich weiß auch, dass im Moment viel los ist bei meiner Freundin. Aber nein, meine Liebe. Du bist nicht alleinerziehend. Kein Backup. Kein Team. Ich sagte ihr, dass ich auch eine perfekte Mama sein will. Also ich den Druck kenne, den Mama’s heutzutage aushalten müssen/wollen/können. Ich übe mich auch täglich im Spagat zwischen ‚Pädagogisch wertvoll erziehen‘ und ‚Makelloser Haushaltsführung‘. Manchmal gelingt es, meistens nicht. Ich habe gelernt, nachsichtiger zu sein. Denn mein wahrer Feind ist woanders. Es ist der mentale und finanzielle Druck keinen Plan B zu haben. Vielleicht bei mir als Selbständige noch spezieller. [...]

Du bist stark

2024-03-12T16:41:04+01:0012. März 2024|

Du bist stark „Ich ziehe den Hut vor dir.“ oder „Du schaffst das alles so souverän.“ oder „Unglaublich, dass du das alleine hin kriegst.“ Sätze, die ich immer mal wieder höre. Ich bin dann meist irritiert, weil ich das so nicht fühle. Ich bin nicht stark. Ich habe keine andere Wahl. Ich muss ja funktionieren. Für die Kinder und für mich. Denn ich habe eine Aufgabe und vielleicht ist es die, die mich stark macht. Vielleicht ist es genau das So stark fühle ich mich nicht. Meistens jedenfalls. Auch ich habe Nachtgespenster, die mir den Schlaf rauben. Auch ich habe Panikattacken, wenn alles zu viel ist. Auch ich heule manchmal Waschbecken mit Liebeskummer voll. Also nein. Ich fühle mich nicht stark. Aber ich weiß, dass es so scheint. Weil ich ganz oft am nächsten Tag die Pobacken zusammen kneife, die Krone richte und weitergehe. Weil ich bin, wie ich bin und weil der Mensch hofft, weil er liebt, weil er vergibt. Meine Aufgabe Ich kenne inzwischen meine Bestimmung: Meine Kinder sollen beziehungsfähig sein. Mein Leben ist, wie es nun mal ist. Das kann ich nicht mehr ändern. Das mit dem Vater der Kinder hat nicht geklappt und wenn ich ganz ehrlich bin, ist es auch gut so. Nur so habe ich überlebt, um zu leben. Ich nehme mich nun ernst. Meine Bedürfnisse. Meine Ängste. Und meine Wünsche: Und ich wünsche mir für meine Kinder eine Liebe, die bleibt. Das ist mein Ziel und daraus resultiert meine Aufgabe. Die verfolge ich akribisch. Die nehme ich ernst. Und wie jetzt? Um die Aufgabe zu erfüllen muss ich Vorbild sein. Ich muss Haltung wahren. Das sind zwei essentielle Dinge einer gesunden Erziehung. Okay, Humor schadet auch nie. Also sagen wir es gibt drei: Vorbild, Haltung, Humor. Ich will, dass meine Kinder lernen selbst [...]

Weißt du noch Herz?

2024-03-04T09:11:15+01:0014. Februar 2024|

Weißt du noch Herz? Wir hatten schon Schmerz. Ich kann mich erinnern, an den ersten Liebeskummer. Auch an die Leere als Papa starb. Oder als wir unsere Sternenkinder ziehen lassen mussten. Wir waren stark. Gemeinsam. Die Narben trugen wir mit Stolz. Aber weißt du noch Herz, dieser eine letzte Schmerz? Liebes Herz, wir waren jung. Und da war diese neue eine Liebe. Wir haben mit ihr getanzt und gelacht. Feuriger Samba, Lambada und Cha Cha Cha. Wir spürten uns und wir bewegten uns zum Rhythmus unseres Herzschlages. Echt und frei haben wir jeden Moment inhaliert. Es war, als ob das Feuer durch deine Kammern strömte und es uns nichts anhaben konnte. Wir glühten und unsere Träume mit uns. Es tut mir leid Anfangs waren die Flammen groß genug und wir haben die kleinen Verletzungen abgetan. Wir haben sie weggetanzt. Was soll uns schon passieren. Und doch ist es ein steter Tropfen Wasser, der Feuer löschen kann. Du hast das gemerkt und dich bemerkbar gemacht. Zuerst zaghaft und leise, dann strenger und lauter. Ein Holpern. Ein Pochen. Ein Stechen. Ein Krampf. Wenn ich ehrlich bin: Ich habe die Schmerzen gespürt. Sie waren schwer auszuhalten. Trotzdem habe ich dich beruhigt. Es ist die Liebe, habe ich geflüstert. Es wird schon wieder, habe ich gesagt. Die Liebe tut weh, habe ich behauptet. Es war wohl der Zeitpunkt, an dem ich dich verlassen habe. Flammen, die flackern Aus dem Feuer wurde keine stabile Glut. Das Feuer der Liebe erlosch und die kalte Asche hat dir die Adern verklebt. Dein Schlagen hat den Rhythmus verloren. Das Tanzen wich einem Stolpern. Ich war geblendet von der Hitze und von den Träumen. Dich spüren unmöglich. Wie auch, du hast aufgehört zu schlagen. Der Krankenwagen fuhr mit Blaulicht vor. Mama hat ihn gerufen, nachdem sie dich gefunden hat. [...]

Einer dieser Tage

2024-01-12T10:35:38+01:0012. Januar 2024|

Einer dieser Tage Und gestern hatte ich noch alles im Griff. Das sagte mir zumindest mein Wohlfühl-Barometer: Meine Wohnung war sauber und aufgeräumt. Ich weiß, ich bin verrückt, das Gefühl der Kontrolle an der Sauberkeit der Wohnung zu messen. Aber gestern hat es noch gestimmt. Gestern hatte ich das Gefühl, es läuft. Und heute? Gestern war gestern Heute sieht die Welt ganz anders aus. Es läuft mehr rückwärts und bergab und ich habe das Gefühl, nichts, aber auch gar nichts geschafft zu haben. Mal nichts Produktives. Auch wenn ich mich inzwischen so mag. So gar nicht perfekt. Ich bin ein Vergissmeinnicht. Ich vergesse ständig irgendwas, irgendwo oder irgendwen. Naja. Jedenfalls drückt mir heute morgen die Kindergarten Pädagogin einen Zettel zum Ausfüllen in die Hand. „Bitte retour bis Donnerstag. Das ist DEINE Deadline. Offiziell bis Freitag.“ Sie zwinkert mir zu. Ich lache los. Sie kennt die blauen Blumen in meinem Kopf inzwischen. Ihr Humor tut mir gut. Der nimmt mir das Ich-muss-perfekt-sein Gefühl. Wie gesagt, manche Tage beginnen gut. Da denkst du, du kriegst das hin. Nicht alles, aber fast alles. Da machst du eine Todo-Liste und arbeitest sie sauber ab. Setzt Haken für Haken. Und wenn dann zwei Punkte offen bleiben, denkst du dir, das geht morgen. Heute lief es ja wunderbar. Heute ist heute Und dann sind die Tage, an denen alles zusammen kommt. Genau an diesem einen Tag. Es muss der Tag sein, an dem der Mond schief steht. Einer muss ja schuld sein. Denn es kommt alles gleichzeitig: Der Handwerker-kommt-endlich-und-zwar-jetzt-sofort Anruf, mit dem diesen-Monat-läuft-das-Autopickerl-ab Moment und dem Hackerangriff-detected-auf-ihrer-Website Mail. Sie rotten sich zusammen: Die Zeitdiebe, die Feuerwehreinsätze, die Weltretter-Aktionen. Ich arbeite den Vormittag. Dann hole ich meine Kinder vom Kindergarten ab. Koche uns Mittagessen. Lasse den Handwerker rein. Rufe den Autohändler an. Mach den Abwasch und räum [...]

Die Frage nach dem Warum

2023-10-30T10:54:46+01:0030. Oktober 2023|

Die Frage nach dem Warum Ich bin jetzt seit eineinhalb Jahren getrennt - also nicht mehr ganz frisch alleinerziehend. Eine schwere Zeit: Umorientieren, Kinder begleiten, Liebeskummer verdauen, neues zu Hause finden. Themen, die persönlich fordernd sind und unglaublich viel Kraft kosten. Das daneben der ganz normale Alltag laufen muss, ist eh klar. Ganz zu schweigen vom Geld verdienen, denn einer muss diese Eskapade ja bezahlen. Oder? Immer diese Wertung Und ich meine wirklich eine Eskapade. Denn so fühlt es sich an, wenn ich auf Menschen treffe, die mir nicht ganz so nahe stehen. Die ich nur alle Zeiten mal treffe, wie Schulfreunde, ehemalige Nachbarn oder Bekannte von Irgendwem. Diese kurzen kleinen Talks mag ich grundsätzlich ganz gerne: Ein freundliches Grüßen, ein Wie-geht-es-dir und Weißt-du-noch. Und no-na: Es folgt der Part über den aktuellen Lebensstatus. Die Trennung kommt zu sprechen. Unabhängig davon, ob sie den Kindsvater kennen oder nicht, antworte ich inzwischen recht professionell darauf. Man könnte auch sagen emotionslos. Ich lenke das Gespräch sehr schnell um auf meine zwei Minimenschen, die mich unglaublich stolz machen. Seit ich so ein Profi bin in der Beantwortung der Frage „Wie geht es dir?“, gerate ich auch nicht mehr so oft in die Patrouille der Erklärungsnot. Aber dann passiert es doch Ich stehe bei Smyth Toys vor dem Regal und versuche mich auf das Angebot von Lego Friends zu konzentrieren. Diese Auswahl macht das Leben echt nicht einfacher. Meine zwei Kids haben Geburtstag. Dieses Wochenende schon. Ich bin spät dran und stehe nun vor einem Regal, welches mich komplett überfordert. Versunken in meinen Gehirnwindungen merke ich nicht, wie jemand neben mir zum Stehen kommt. Erst als er grüßt. Es ist ein Arbeitskollege vom Kindsvater. Ich grüße zurück und freue mich ehrlich, ihn zu sehen. Die verschlungenen Kanäle in meinem Kopf werfen haufenweise schöne Erinnerungen [...]

Ein Für-immer-zu-Hause

2023-10-05T09:16:17+02:0028. September 2023|

Ein Für-immer-zu-Hause Loslassen heißt, zu wissen, dass es nie mehr so kommt, wie es mal war. Loslassen heißt, zu vertrauen, dass das Neue gut werden kann. Loslassen heißt, mutig zu sein und auf seinen Bauch zu hören. Ich habe eine Entscheidung getroffen und lasse los: Ein Umzug in ein neues zu Hause. Ein zu Hause für mich und meine zwei Minimenschen. Das kann ich alleine Es macht ein leises Plopp, als es auf den Boden kracht und zerbricht. Geradezu sanft geht es kaputt. Ich bin jetzt eineinhalb Jahren frisch alleinerziehend. Damals bin ich mit meinen zwei Kindern in mein Kinderzimmer zurück. Mein Elternhaus ist etwas in die Jahre gekommen, aber es hat mich aufgefangen. Liebevoll in seinen Mauern gewogen, getröstet und zu mir selber finden lassen. Nun bin ich ihm zu pubertär geworden. Mein Ruf nach Modernisierung war ihm wohl zu aufständisch. Jetzt spuckt es mich aus. In die große weite Welt. Zum Glück ist mir eine bezahlbare Wohnung über den Weg gelaufen. In meiner Stadt. Mit Zimmer für mich. Mit Zimmer für Prinzessin. Mit Zimmer für Bubi. Groß und doch klein genug. Es putzt sich schnell durch. Also höre ich auf meinen Bauch und lasse los. Ich schau wieder auf den Boden. Es ist mir die Handseife runter gefallen. Neben den Umzugskarton, in den sie eigentlich hätte sollen. Wie kann so ein blödes Plastikding so danebenfallen und dabei genau an der einen Ecke aufreißen. Ist Plastik nicht Weltmeer-geeignet? Im Zwiegespräch mit mir Ich schau zu, wie die Seife langsam das Weite sucht. Über die Terrakotta-Fliesen direkt in die nächstbeste Fuge. Und ich beginne zu weinen. Zuerst finden nur ein paar Tränen den Weg nach draußen, dann werden es mehr und immer mehr. Ich merke, da bricht was auf und lasse los. Richtig heulen. Richtig laut. Richtig lange. Ich weine [...]

Familienurlaub mal anders

2023-10-30T11:26:21+01:004. September 2023|

Familienurlaub mal anders Heuer habe ich mal was Neues probiert: Eine Gruppenreise. Ich war schon etwas skeptisch, ob und wie das so wird: Muss ich da immer mitmachen? Was ist, wenn ich das Programm nicht mag? Kann ich meinen eigenen Rhythmus leben? Mein Mut wurde belohnt. Der Urlaub war spitzenmäßig und auf mich als Alleinerziehende geradezu perfekt zugeschnitten. Urlaub als Alleinerziehende Es gibt zwei Komponenten für die Planung eines Urlaubes als alleinerziehende Mama oder Papa: Finanziell und sozial. Damit mein ich, dass es ein Urlaub sein soll, der nicht Tausende Euro kostet. Und zweitens: Alleine mit Kindern reisen ist schön, aber ein sozialer Austausch mit anderen Erwachsenen ist wichtig. Ich liebe meine zwei Lieblinge, aber sie sind noch sehr klein. Ich brauche auch mal ein Gespräch, welches meinen Geist anregt. Ich denke, du weißt, was ich meine. Familienurlaub im Ländle So hieß das Angebot vom Ehe- und Familienzentrum. Auf der Website steht: ‚Unbeschwerte und kostengünstige Ferientage vom Feinsten‘. Na, wenn das mal nicht nach mir klingt. Es gibt ein abwechslungsreiches Programm – für Kinder und Erwachsene mit Entdeckungstour, Freibad-Besuch und wandern in die Örflaschlucht. Das Ganze gibt es zu einem wirklich guten Preis und für Alleinerziehende sogar mit Ermäßigung. Da habe ich gleich gebucht. Ein rundes Programm Meine zwei Minimenschen sind 3 und 5 Jahre alt. Sie haben unterschiedliche Interessen: Während die Große schon eine einstündige Wanderung schafft, ist der Kleine nach dem zehnten Schritt schon müde. Während die Große nur im tiefen Becken tauchen will, schreit der Kleine, dass er in den Sand will, weil ihm das Wasser zu kalt ist. Während die Große bei einem Bastelprojekt schon mal verweilen kann, braucht der Kleine ständige Präsenz und Unterhaltung. Und das ist für mich derzeit der größte Spagat. Denn du weißt: Zwei Hände. Zwei Augen. Zwei Ohren. Zwei Füße. Mehr [...]