Und dann sitzt du da

2025-06-27T10:59:44+02:0027. Juni 2025|

Und dann sitzt du da Seit drei Jahren bin ich alleinerziehend. Drei Jahre, in denen ich so viel erlebt, überlebt und gelernt habe, dass es sich manchmal anfühlt wie ein halbes Leben. Und jetzt? Jetzt stecke ich mitten im nächsten Kapitel. Neues Kennenlernen. Neues Vertrauen. Neue Dynamiken. Der Versuch, eine neue Art von Familie aufzubauen – vorsichtig, Schritt für Schritt, mit Stolperern und viel gutem Willen. Und trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – gibt es sie noch, diese Tage. Die, an denen mir alles über den Kopf wächst. An denen ich mich frage, warum das alles. Und dann reicht oft ein ganz normaler Dienstag, um mich an meine Grenzen zu bringen. Wenn die Sehnsucht klopft Schon am Morgen hing ein unsichtbarer Schleier über allem. Du kennst das. Ich bin mir sicher. Mein Sohn lief zum dritten Mal an der Zahnbürste vorbei, als hätte sie ihn persönlich beleidigt. Meine Tochter stand vorm Schrank und zog das dritte Sommerkleid über, weil keins „genau richtig“ war. Ich war derweil damit beschäftigt, Frühstück zu machen, Jause zu schnipseln, Sonnencreme zu verteilen, Schultaschen zu packen und daran zu denken, dass heute der letzte Tag der Ausleihfrist für die Bücher ist – und da war doch noch eine Einladung zum Kindergeburtstag? Keine Ahnung. Ich selbst schaffte es wieder mal nur bis zum Haustürspiegel. Ungeschminkt, ungefrühstückt, aber irgendwie bereit. Dachte ich. Am Schreibtisch dann: Ausnahmezustand. Ob’s am Vollmond lag, kann ich nicht sagen, aber alle waren nervös: Die Sommerferien stehen vor der Tür. Ich mittendrin, mit dem Kopf noch bei der verschwundenen Lieblingskappe meiner Tochter und dem Gefühl, mein eigenes Leben nur noch aus zweiter Reihe zu beobachten. Am Nachmittag überraschte mich ein Wolkenbruch auf dem Rad – genau in dem Moment, als ich die Kinder abholen wollte. Natürlich ohne Regenschutz. Klatschnass und mit zwei müden [...]

Lasst den Vätern ihre Verantwortung

2025-06-27T14:52:16+02:0028. Mai 2025|

Lasst den Vätern ihre Verantwortung Manchmal braucht es Mut, Dinge nicht zu tun. Keine Jause einzupacken. Keine Sonnencreme in die Tasche zu schmuggeln. Einfach loszulassen – nicht aus Nachlässigkeit, sondern aus Vertrauen. Väter dürfen Verantwortung übernehmen. Sie dürfen Fehler machen, improvisieren, wachsen. Und Kinder dürfen erleben, dass Papa das hinkriegt – oder eben auch nicht. Endlich wieder Papazeit Es ist Freitagnachmittag. Der Rucksack steht bereit. Meine Kinder auch – aufgeregt und ein bisschen nervös, weil das Wochenende bei Papa ansteht. Es klingelt. Die Begrüßung ist wie immer stürmisch. Und ich? Ich stehe da – wie so oft – und muss mich zusammenreißen, nicht doch noch schnell zu fragen, was sie vorhaben. Damit ich weiß, ob ich die richtige Kleidung eingepackt habe. Aber ich frage nicht. Weil ich es nicht mehr tue. Weil ich aufgehört habe, für zwei Elternteile zu denken. Weil ich aufgehört habe, die Verantwortung des Vaters mitzutragen. Denn ganz ehrlich: Warum eigentlich? Ich bin nicht die Mutter und der Vater. Ich bin nicht das Backup, nicht der Notfallplan, nicht das Elternteil für „alle Fälle“. Ich bin die Mama. Und er ist der Papa. Punkt. Ich hab das lange nicht geschafft. Ich hab die Tasche gepackt, als würden meine Kinder in ein Krisengebiet fahren. Wechselkleidung in dreifacher Ausführung, Sonnencreme, Jause, Lieblingsbuch, Kuscheltier, Pflaster, Nureflex. Ich wollte, dass es meinen Kindern gut geht. Dass sie gesund sind. Dass es ihnen an nichts fehlt. Dass alles reibungslos läuft. Aber was ich damit eigentlich gemacht habe: Ich habe dem Papa nicht zugetraut, Vater zu sein. Und genau das war mein Fehler. Denn wie soll ein Vater lernen, Vater zu sein, wenn ich ihm alles abnehme, was Vatersein bedeutet? Wenn ich ihm die Gelegenheit raube, Erfahrungen zu machen? Auch die unbequemen? Ja, vielleicht steht er dann mal ohne Jause da. Dann sind die [...]

Mama bleibt Mama

2025-05-09T12:22:29+02:009. Mai 2025|

Mama bleibt Mama Vom Loyalitätskonflikt, den getrennt-lebende Eltern auslösen können, müssen wir uns endlich befreien. Im Sinne der Kinder. Die Verantwortung darüber muss ins Bewusstsein von Eltern rücken – unabhängig von ihrer persönlichen Kränkung. Denn es geht um das Kindeswohl. Wenn neues Leben beginnt Der Herzschlag der Mama ist das Erste, was ein Baby im Mutterleib hört – der sanfte Rhythmus, der Sicherheit und Liebe verspricht, noch bevor es die Welt erblickt. Sie ist der sichere Hafen, der Ort, an dem kleine Arme Trost finden und große Träume wachsen können. Von der ersten Berührung bis zu den großen Schritten des Lebens ist sie da – ohne zu fragen, ohne zu zögern, mit unendlicher Liebe. Sie hält die Hand in schlaflosen Nächten, trocknet Tränen, gibt Kraft und Zuversicht. Sie stellt ihre eigenen Bedürfnisse oft zurück, weil für sie eines immer an erster Stelle steht: Das Glück ihres Kindes. Sie ist der Mensch, der bleibt, wenn alles andere wankt. Doch was passiert, wenn sich Wege trennen? Trennung ist nicht nur das Ende einer Beziehung – für Kinder ist es oft das Auseinanderbrechen ihrer kleinen Welt. In dieser Zeit braucht es umso mehr Liebe, Stabilität und Verständnis. Eine Mutter bleibt auch dann der sichere Hafen, wenn das Familienbild sich verändert. Sie fängt auf, wenn Unsicherheit kommt, gibt Halt, wenn Ängste wachsen, und zeigt ihren Kindern, dass Liebe nicht endet, nur weil sich Lebenswege neu ordnen. Wenn der Vater manipuliert Wer die Mutter seiner Kinder in dieser Zeit verletzt oder ihr Steine in den Weg legt, vergisst, dass er damit nicht nur sie trifft – sondern vor allem die, die beide lieben sollten: die Kinder. Ein wahrer Vater erkennt, dass Respekt und Verantwortung auch nach einer Trennung nicht aufhören. Denn wer wirklich für seine Kinder da sein will, schützt und ehrt die, die sie [...]

Der unsichtbare Kampf

2025-03-13T10:00:45+01:0013. März 2025|

Der unsichtbare Kampf Alleinerziehende Mütter sind wahre Kriegerinnen, die im Schatten der Gesellschaft kämpfen. Sie tragen eine unsichtbare Last, die schwerer ist als jedes Gewicht, welches der Körper je tragen könnte. Es ist der tägliche Kampf, ihre Kinder vor den Stürmen des Lebens zu schützen, ihre Liebe und Geborgenheit zu geben und gleichzeitig mit den vielen Herausforderungen des Alleinerziehens zu jonglieren: Der Spagat zwischen Karriere und Haushalt, die finanziellen Sorgen und die ständige Sorge um das emotionale Wohl ihrer Kinder. Der Narzisst als Held Doch was viele nicht wissen, ist, dass dieser Kampf oft von einer noch dunkleren Macht überschattet wird – dem narzisstischen Ex-Partner, der mit perfiden Mitteln das Leben der Mutter und ihrer Kinder zum Spielball seiner Kontrolle macht. Der narzisstische Vater inszeniert sich meisterhaft als der „gute, bemühte, liebende Vater“. Mit einer Aura von Charme und Großzügigkeit stellt er sich als der Held dar, der in den Augen der Kinder immer fürsorglich ist – derjenige, der mit Geschenken überschüttet, der in der Öffentlichkeit strahlt, als sei er der Inbegriff der Väterlichkeit. Doch hinter dieser glänzenden Maske lauert eine andere, dunkle Wahrheit. Der narzisstische Vater will nicht nur der Held in den Augen der Kinder sein, er will auch die absolute Kontrolle über das Leben seiner Ex-Frau und das seiner Kinder. Diese Fassade aus Freundlichkeit und Großzügigkeit ist nichts weiter als eine Waffe, die er geschickt einsetzt, um Macht zu erlangen und die Mutter weiter zu manipulieren. Wirklich zum Wohle der Kinder? Doch sobald es zu Konflikten oder Entfremdung zwischen den Kindern und ihm kommt, verdreht er die Wahrheit: Er wirft der Mutter vor, dass sie den Kindern falsche Vorstellungen über ihn vermittelt hat, sie „beeinflusst“ habe und somit die Kinder von ihm entfremdet seien. Die Mutter wird zur Schuldigen gemacht, als wäre sie diejenige, die den Kontakt [...]

Schön, dich wiederzusehen

2025-01-31T11:53:46+01:0031. Januar 2025|

Schön, dich wiederzusehen Vor einigen Jahren – meine zwei waren damals noch ganz klein – hörte ich Dr. Jan Uwe Rogge bei einem Vortrag. Ich glaube, es war im Bildungshaus Batschuns. Er ist Familienberater, Referent und Buchautor. Mit seiner Klarheit und seinem Humor hat er mich nachhaltig begeistert. Mir ist ein Satz aus seinem Vortrag hängen geblieben und diesen einen Satz setze ich seit meiner Trennung bewusst ein. Das Wochenende bei Papa Es klingelt an der Tür. Sturm. Ich mache auf und zwei dreckige und lachende Kinder fallen in die bis dahin etwas zu ruhige Wohnung. Sofort geht es los. Sie wollen mir alles erzählen, was sie erlebt haben und das gleichzeitig. Ich gehe in die Hocke und erlebe so auf Augenhöhe ihre ganze Energie. Dank des Me-Time-Wochenendes habe ich genug Kraft, das alles aufzufangen und auszuhalten. In aller Seelenruhe. Und dann rutscht er mir raus, dieser Satz: „Oh, wie ich euch vermisst habe.“ Und er fühlt sich auch so an. Ich habe sie wirklich vermisst. Es war dann doch irgendwann zu sauber, zu ruhig und zu einsam. Auch wenn ich die Zeit genossen habe, fehlte doch was. Im ersten Jahr als frisch Alleinerziehende hatte ich so meine Mühen damit, jedes zweite Wochenende alleine zu sein. So war mein Leben als Familie nicht geplant. Damit ich an diesen Wochenenden nicht zum Grübeln kam, habe ich mich dauerbeschäftigt. Heute tanke ich meine Reserven auf, kümmere mich um mich und gönn mir was. Es geht mir gut. Und trotzdem … Es rutscht mir dieser Satz raus. Der mit dem Vermissen. Und ich merke in dem Moment direkt, wie er mehr aussagt, als er sollte. Vermissen kann man Dinge, die man nicht hat. Vermissen kann man Dinge, die weg sind. Vermissen kann man Dinge, nach denen man sich sehnt. Und genau da fällt [...]

Die Straße des Lebens

2024-11-13T09:15:20+01:0013. November 2024|

Die Straße des Lebens „Mama, der Fahrlehrer konnte es gar nicht glauben, dass nicht der Papa mit mir die ersten Fahrstunden macht“, sagte meine Tochter gerade zu mir. Wir sind auf der Straße des Lebens: L17. Konservatives Land Tirol; alte Rollenklischees; Diskriminierung der Kinder von Alleinerziehenden. "Geht's noch?", denk ich mir, während ich neben meiner Tochter im Auto sitze und sie stolz und konzentriert die ersten Kilometer ihres L17 Führerscheins fährt. Ich etwas verkrampft daneben. Gerade haben wir bei der Bezirkshauptmannschaft die Bescheide abgeholt, mit denen sie fahren darf. Was noch alles? Arbeit, Haushalt, zwei Teenager mit all ihren Sorgen, Nöten und emotionalen Befindlichkeiten und nun noch 3 x 1.000 km mit meiner Tochter fahren. Uff. Der Gedanke, wo ich bleibe, verdränge ich im Moment. Glück und Belastung zugleich Zumal sie als zweite Begleitperson ihren Vater ausgewählt hat. Aber er ist nicht da. Sie wünscht es sich, dass er da wäre und mit ihr fahren würde. Dass er sich die Zeit nehmen würde. Ich wünsche es ihr. Ich wünsche es mir. Es wird sich herausstellen, wieviel km er mit ihr dann am Ende fahren wird. Wieder befürchte ich, dass alles an mir hängen bleibt. Zum Wohle der Kinder. … nach 500 km Meine jüngere Tochter (14) giggelt vom Rücksitz. Wir sind ein Team, wie im Leben auch. Drei Mädels auf der Fahrt durchs Leben. Meine ältere Tochter (16) fährt und hat beim Berganfahren gerade ihren ersten Misserfolg erfahren. Tränen laufen ihr übers Gesicht. Sie ist mit meinem Auto ohne Hold on Funktion und ohne Berganfahrhilfe gestresst. Sie hat es mit stinkender Kupplung und quietschenden Reifen, jedoch großartig gemeistert. Und das im Land der Berge, wo die Straßen oft steil bergauf führen. Wo führt uns die Reise hin? Ich bin mir nicht immer sicher. Wird alles gut? Es fühlt sich nicht [...]

Achterbahn fahren

2024-11-04T15:26:24+01:004. November 2024|

Achterbahn fahren Es ist morgens und ich sitz bei meiner kleine Nachteule. Sie mag Abends nicht ins Bett und in der Früh nicht raus. Sie braucht eine ganze Weile bis sie wach ist. Ich nehme mir die Zeit und wecke sie. Dann wird gekuschelt. Langsam wacht sie auf. Da kommt mein Kleiner ins Kinderzimmer und gesteht, dass die Schublade kaputt ist. Wieder. Ich habe sie erst gestern Abend repariert. Ich kann nicht mehr. Ich mag keine Achterbahnen. Der ganz normale Wahnsinn Der Maler kommt morgen. Ich nehme schon den ganzen Nachmittag die Bilder von den Wänden, verräume die Deko und mache die Zimmer barrierefrei von Spielsachen. Als ich im Zimmer meines Lieblingssohnes die Bettschublade öffne, kratzt sie am Boden entlang. Genau, da war noch was. Die wollte ich auch noch reparieren. Trigger-Alarm Das ist einer der Gründe, warum man als Team und zu zweit Kinder bekommt. Jeder bringt sich und seine Talente ein. Während - wie in meinem Fall - sich der eine um die Hausaufgaben, das gute Essen und die Theaterbesuche kümmert, ist der andere zuständig für Zelten im Garten, Abenteuerspielplatz und Dinge reparieren. So wäre die Idee gewesen. Aber das Leben läuft manchmal nicht nach Plan. Ich seufze. Es nützt nichts. Kein Mann mehr da. Also raus aus der Komfortzone. Mit meiner Nachbarin hatte ich im Sommer den Sandkasten aufgebaut. Sie erklärte mir, wie die Bohrmaschine funktioniert und was ein Bit ist. Sie ist der Meinung, dass Jungen und Mädchen handwerkliches Geschick beigebracht gehört. Ich gebe ihr Recht. Aber ich komme aus einer Generation, als es in der Schule noch geschlechtergetrenntes Werken als Fach gab: Stricken und Handarbeit für Mädchen und die Jungs haben Werkstücke gebastelt. Ich bin alt. Als ich den Bohrer in der Hand halte, versuche ich mich zu erinnern: Ist Holz ein weiches Material? Brauche [...]

Kein Kochen, aber das Essen ist trotzdem kalt

2024-11-04T13:55:23+01:003. Oktober 2024|

Kein Kochen, aber das Essen ist trotzdem kalt Urlaub allein mit Kindern: Wie ich als Single-Mama die Welt rettete und Unfallstellen räumte – aber hey, wenigstens musste ich nicht kochen! Endlich Urlaub Meine zwei schliefen schon fest, als ich sie betrachtete und wieder mal fasziniert war, wie zufrieden Kinder im Schlaf aussehen können. Wir waren im Urlaub im Familienhotel. Die letzten Tage vor dem Schulstart noch abhauen und entspannen, das war mein Plan. Ich entschied schnell an der Bar ein Glas Rotwein zu holen und es mir dann auf dem Balkon gemütlich zu machen. Es war ein warmer Abend in den Bergen. Ich schloss also die Türe leise hinter mir und sperrte ab. Sicher ist sicher. Vier Stockwerke runter – lieber zu Fuß, das ging schneller als mit dem Lift – und dann ab an die Bar. Ich bestellte beim Barkeeper Rotwein. Während er den Wein einschenkte, fiel mir die Geschichte von Maddie ein. Kannst du dich noch erinnern? Das Kind, welches aus dem Hotelzimmer entführt wurde? Plötzlich wurde ich nervös. Wie musste sich das anfühlen? Der Engel von Kellner schob den Viertel Krug über den Tresen. Ich schnappte ihn mir und rannte los. Keine Zeit auf den Lift zu warten, also die vier Etagen zu Fuß wieder hoch: Was wenn ein Kind wach wird und inzwischen das halbe Hotel zusammen schreit? Werden eigentlich schreiende Kinder auch entführt? Ich hechtete ins Zimmer: Alles ruhig. Ich schlich auf den Balkon und schenkte mir ein Glaserl ein. Pause. Atmen. Nun, was tun? Ich könnte jetzt ein Buch lesen, ging mir durch den Kopf. Aber das hatte ich im Koffer-Pack-Stress zu Hause vergessen. Also Handy raus und mal durch den Instagram Account gescrollt. Das machte mich aber auch nicht glücklicher. Die lächelnden und bedürfnis-orientierten Mamas mit ihren beigefarbenen Wonneproppen. Mein Rabenmutter-Gefühl meldete sich. [...]

Das Glück und sein Ego

2024-11-04T13:58:37+01:0016. August 2024|

Das Glück und sein Ego Jeder ist selbst für sein Glücklich-sein zuständig. Das sagte mir letztens ein Kollege. Ich stutzte. Ja, klar, bin ich für mein Glück zuständig. Aber auch für das meiner Kinder. Und wenn ich ehrlich bin, dann ist mir das wichtiger als mein Glück. Also darf ich mich trennen, weil ich in der Beziehung nicht glücklich bin? Oder ist das egoistisch? Ein spannender Ansatz Ich stand beim Sommerfest an der Candy-Bar und gönnte mir das dritte Zucker-Herz. Die Sonne schien an diesem Freitag Abend und die Jazz-Musik strömte in mein Herz. Um mich herum gute Stimmung: Das Lachen versprach einen leichten Abend. Die Kinder waren beim Papa und ich durfte nur mal ich sein. Ein Arbeitskollege fischte neben mir nach einem Gummibärchen und fragte, wie es mir geht. Diese Frage kann schwierig sein, aber an diesem Abend war sie leicht. Wir hantelten uns vom Small-Talk relativ schnell zu intensiven Themen und landeten schließlich bei der Kindererziehung. Wer verantwortet Glück? Es kam die Frage auf, was Eltern für ihre Kinder tun können. Ich wagte mich mit einem Zitat vor, dass ich vor Kurzem gelesen hatte: „Das Wichtigste, was ein Vater für seine Kinder tun kann, ist, ihre Mutter zu lieben.“ Nachdem der Satz bei meinem Gegenüber gewirkt hatte, ergänzte ich: „Ich finde das hat soviel Wahres: Liebe vorzuleben ist der Schlüssel für freie und beziehungsfähige Kinder. Sie können darin soviel lernen: Vertrauen, Empathie, Herzenswärme und die Väter sorgen so maßgeblich für den Familienzusammenhalt. Die Mama ist ja mit der Care-Arbeit voll beschäftigt. Es wäre so simple wie einfach: Papa, mach die Mama glücklich.“ Ich fühlte mich, als hätte ich das „Wort-zum-Sonntag“ gesagt und schnappte mir als Belohnung noch einen sauren Frosch. Mein Kollege zog die Augenbrauen hoch. Skeptisch und nachdenklich antwortete er: „Aber jeder ist doch für sein [...]

Mein alleinerziehendes Leben inmitten der Pubertät

2024-11-04T14:00:37+01:007. Juni 2024|

Mein alleinerziehendes Leben inmitten der Pubertät Ich liebe meine zwei Teenie-Damen über alles, aber dass Mama sein nochmals so anstrengend wird, hätte ich mir nie träumen lassen. Mann/Frau kennt die Trotzphase schon, sie kann sehr herausfordernd sein. Im Rückblick weiß ich: Durchatmen und durchhalten. Sie geht vorbei. Nun stehe ich inmitten der Pubertät meiner zwei Töchter mit 14 und 16 Jahren. Ich könnte nicht sagen, dass sie aus der Rolle fallen. Aber die Stimmungen und Emotionen wechseln, wie das Wetter im Mai. Mal 12 Grad, mal 30 Grad, mal wolkenlos und sonnig, mal bedeckt, Schneefall und dann wieder stürmisch. Und das in unvorhersehbarem Wechsel und Tempo. Meine um zehn Jahre ältere Nachbarin hat gerade mal zu mir gesagt: „Warte ab, es geht so schnell, aber das Leben fühlt sich so leicht an, wenn man „nur“ arbeiten geht.“ Mit wieviel Leichtigkeit füllt es sich wieder. Im Moment noch unvorstellbar für mich. Kein Stress am Morgen, wenn schon wieder jemand krank ist. Kein Stress täglich, schon während der Arbeit daran zu denken, was es mittags zu essen gibt. Kein Geraunze, weil im Moment das, was Mama kocht, nicht so lecker ist, wie à la carte beim Gourmet Japaner. Kein Hinterherräumen von fallengelassener Kleidung im Bad, unaufgeräumtem Geschirr in der Küche. Einfach: „Nur Arbeiten“. Zeit für mich Ich habe schon wieder Freiräume für mich, ich kann zum Beispiel: Klettern gehen und sie allein lassen. Was mir niemand gesagt hat: Inzwischen schreiben sie mir gefühlt elf Nachrichten auf SNAP; rufen mich an, auch, wenn sie sich stundenlang in ihren Zimmern verkriechen. Ausgerechnet dann brauchen sie bestimmt dringend was. Nach meiner Auszeit stapelt sich dann das Geschirr in der Küche, denn auch nach 23 Aufforderungen, findet es nicht den Weg in den Geschirrspüler. Ich weiß, dass die Pubertät ein neurologischer Ausnahmezustand ist, die Synapsen im [...]

Nicht nur Kindererziehung

2024-05-21T16:14:16+02:0021. Mai 2024|

Nicht nur Kindererziehung „Ich bin auch Alleinerziehend“, sagte meine Freundin neben mir. Wir hatten es mal wieder geschafft, letzten Samstag auf einen Kaffee im Sito. Sie jammerte gerade noch von den liegengebliebenen Hausaufgaben ihrer faulen Tochter und den vielen Terminen bei der Logopädin - für das Sprachdefizit des Herrn Sohnes. Das Desinteresse ihres Mannes, der ihre Care-Arbeit nicht genug wertschätzt, setzt dem ganzen die Haube auf. Ja, ich weiß. Das ist alles ganz schön viel. Sie fühlt sich allein-erziehend und ist es auch oft. Aber Alleinerziehend? Nein. Das ist sie nicht. Ganz schön viel Sie will alles perfekt machen. Meine Freundin. Haus sauber, Rasen gemäht, Brot selbst gebacken, Kinderbrei aus Bio-Gemüse und dann noch die Dekoration: Die muss zur Saison passen. In Pastellfarben. Eh klar. Daneben noch pädagogisch wertvoll erziehen. Das heißt zuhören und aushalten, Gefühle meistern, Ängste begleiten und stundenlang gemeinsame Spielzeit. Nicht zu vergessen die Schlafbegleitung. Hab ich schon erwähnt, dass sie Kleidergröße 38 trägt, Montagabends zum Yoga-Kurs geht und es schafft sich die Nägel regelmäßig zu lackieren? Zurück ins Café Sito: Mich packte der Neid. Oder war es die Wut? Ich habe sie echt gern. Und ich weiß auch, dass die Probleme, die dir am nächsten sind, die schlimmsten sind. Und ich weiß auch, dass im Moment viel los ist bei meiner Freundin. Aber nein, meine Liebe. Du bist nicht alleinerziehend. Kein Backup. Kein Team. Ich sagte ihr, dass ich auch eine perfekte Mama sein will. Also ich den Druck kenne, den Mama’s heutzutage aushalten müssen/wollen/können. Ich übe mich auch täglich im Spagat zwischen ‚Pädagogisch wertvoll erziehen‘ und ‚Makelloser Haushaltsführung‘. Manchmal gelingt es, meistens nicht. Ich habe gelernt, nachsichtiger zu sein. Denn mein wahrer Feind ist woanders. Es ist der mentale und finanzielle Druck keinen Plan B zu haben. Vielleicht bei mir als Selbständige noch spezieller. [...]

Du bist stark

2024-03-12T16:41:04+01:0012. März 2024|

Du bist stark „Ich ziehe den Hut vor dir.“ oder „Du schaffst das alles so souverän.“ oder „Unglaublich, dass du das alleine hin kriegst.“ Sätze, die ich immer mal wieder höre. Ich bin dann meist irritiert, weil ich das so nicht fühle. Ich bin nicht stark. Ich habe keine andere Wahl. Ich muss ja funktionieren. Für die Kinder und für mich. Denn ich habe eine Aufgabe und vielleicht ist es die, die mich stark macht. Vielleicht ist es genau das So stark fühle ich mich nicht. Meistens jedenfalls. Auch ich habe Nachtgespenster, die mir den Schlaf rauben. Auch ich habe Panikattacken, wenn alles zu viel ist. Auch ich heule manchmal Waschbecken mit Liebeskummer voll. Also nein. Ich fühle mich nicht stark. Aber ich weiß, dass es so scheint. Weil ich ganz oft am nächsten Tag die Pobacken zusammen kneife, die Krone richte und weitergehe. Weil ich bin, wie ich bin und weil der Mensch hofft, weil er liebt, weil er vergibt. Meine Aufgabe Ich kenne inzwischen meine Bestimmung: Meine Kinder sollen beziehungsfähig sein. Mein Leben ist, wie es nun mal ist. Das kann ich nicht mehr ändern. Das mit dem Vater der Kinder hat nicht geklappt und wenn ich ganz ehrlich bin, ist es auch gut so. Nur so habe ich überlebt, um zu leben. Ich nehme mich nun ernst. Meine Bedürfnisse. Meine Ängste. Und meine Wünsche: Und ich wünsche mir für meine Kinder eine Liebe, die bleibt. Das ist mein Ziel und daraus resultiert meine Aufgabe. Die verfolge ich akribisch. Die nehme ich ernst. Und wie jetzt? Um die Aufgabe zu erfüllen muss ich Vorbild sein. Ich muss Haltung wahren. Das sind zwei essentielle Dinge einer gesunden Erziehung. Okay, Humor schadet auch nie. Also sagen wir es gibt drei: Vorbild, Haltung, Humor. Ich will, dass meine Kinder lernen selbst [...]