Es geht mir gut

2023-01-25T13:59:10+01:0019. Januar 2023|

Es geht mir gut Die Frage „Wie geht es dir?“ hat es in sich. Und zwar richtig. Ist dir das auch schon aufgefallen? Mal antwortest du stark und selbstbewusst. Am anderen Tag könntest du bei der Frage einfach nur losheulen. Es hat nicht nur damit zu tun, welche Verfassung du gerade hast. Es hat auch damit zu tun, wer fragt und wie. Ja, die Frage „Wie geht es dir?“ hat es wirklich in sich. Ein mutiger Bekannter Er drückt mir und seiner Frau einen Glühwein in die Hand und stellt sich neben uns. Wir sind beim Kindergartenfest und sehen unseren Kindern beim Spielen zu. Ich kenne die zwei. Sie von früher und ihn über Bekannte. Die Welt ist klein. Er ist mutig und traut sich zu fragen: „Wie geht es dir?“ Ich bin in guter Stimmung und antworte: „Mir geht es sehr gut. Wirklich. Mir geht es seit dem Sommer richtig gut.“ Er sieht mich ungläubig an. „Wie, es geht dir gut? Wirklich?“ Ich antworte nochmals überzeugt: „Ja, es geht mir wirklich gut.“ Er runzelt die Stirn, ist sichtlich irritiert und fragt nochmal nach: „Ja, wie jetzt? So ohne ihn. Ganz alleine mit den Kindern?“. Ich hole aus und erzähle, dass es leichter ist, über jemanden hinweg zu kommen, der dich schlecht behandelt und nicht mehr will, als über jemanden hinwegzukommen, der dich warm hält. Das hilft abzuschließen und sich auf das Neue zu konzentrieren. Denn die „Wir-kommen-vielleicht-wieder-zusammen“-Wolke lässt keinen Himmel durch und bleibt hängen. Ein Gewitter hingegen ist heftig, ladet ab, zieht vorbei und dann kommt die Sonne. Was für eine Metapher, denke ich und verdreh innerlich die Augen. „Ja, es geht mir gut.“ sage ich nochmal, bevor es noch weitere tiefgründige Erklärungen regnet. Im Mitleidsnebel Ich glaube, er wollte mich und sich nicht in Bedrängnis bringen und sein [...]

Gedankenkarussell

2023-01-17T12:47:31+01:0023. Dezember 2022|

Gedankenkarussell Ich wache auf. Ich bin bereit für den Alltagswahnsinn. Sicher klingelt gleich der Wecker. Mist. 1:43 Uhr. Schnell umdrehen und weiter schlafen. Doch das Gedankenkarussell ist schon da. Ich denke. Es lässt sich nicht mehr aufhalten. Das Karussell beginnt schon sich zu drehen. Ich halte mich am Bügel fest. Wie lange muss ich heute arbeiten? Was steht heute auf dem Programm? Was koch ich heute bloß? Das Karussell steigert das Tempo. Gewinnt an Höhe. Ich spüre den wachsenden Druck. Hab ich Qualitätszeit mit Junior eingeplant? Hat er alles, was er braucht? Und was tu ich eigentlich für mich selbst? Das Karussell wird immer schneller. Mein Puls rast. Meine Hände umklammern krampfhaft den Bügel. War es klug sich scheiden zu lassen? Wird es irgendwann mal leichter? Und was mach ich nur im Alter? Es reicht! Ich öffne die Augen. Setze mich auf. 2:16 Uhr. Ich greife zu meinem Lieblingsduft. Loslassen steht auf dem Fläschchen. Ich atme tief ein. Noch ein zweites Mal. Und ein drittes Mal. Ich lege mich hin. Mach die Augen zu. Sitze wieder im Karussell. Doch diesmal nicht! Ich weiß es besser. Ich lass den Bügel los. Lehne mich zurück. Nimm die Hände in die Luft und schreie so laut ich kann: "Weil das Gedankenkarussell keine Macht mehr über mich hat" Deine Tanja.

Allein, aber nicht einsam

2023-01-25T13:59:30+01:0015. Dezember 2022|

Allein, aber nicht einsam Ich nehme einen Schluck von meiner Chai Latte. Er ist noch heiß, also blase ich zuerst mal in die aufgeschäumte Milch. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, ich habe noch eine knappe halbe Stunde, bevor ich die Kinder abholen muss. ‚Steyr Traktor von Bruder‘ schreibe ich dann auf das Post-it vor mir. Ich mache gerade meine Weihnachtsliste. Was ich noch brauche. Was ich noch organisieren muss. Was ich nicht vergessen darf. Gedanken, die kommen Ich schaue auf meine Liste und grüble weiter. Es fallen mir immer mehr Dinge ein, die er letztes Jahr organisiert hat. Wir hatten noch nicht viele gemeinsame Rituale. Dafür haben die zwei Weihnachten zusammen als Familie nicht gereicht. Aber das Grobe hat er gemacht. ‚Baum kaufen‘ schreibe ich also noch auf. Das werde ich wohl heuer selbst machen. In Klammer notiere ich ‚klein‘. Getränke schleppen für die Gäste ist auch so was Grobes. Und schwer. Ich schreibe ‚Frastanzer s‘klenne‘ auf meine Liste. Träume, die bleiben Ich lege meine Hände um die Tasse und schließe die Augen. Irgendwo singt jemand Feliz Navidad und nimmt die Kalbsbäckchen aus dem Rohr. Ich rieche das feine durchgegarte Fleisch. Die Kinder ziehen ungeduldig an meinem roten Kleid, dass ich extra für den Heiligen Abend angezogen habe. Da klingelt es an der Tür und ich höre ein ‚Frohe Weihnachten‘ rufen. Meine Mama ist gekommen. Hinter mir knallt ein Korken. Ich spüre eine Hand, die meinen Rücken streichelt und mich fragt: ‚Auch ein Gläschen?‘. Als ich mich umdrehe, steht da niemand. Realität, die weh tut Ich mach die Augen wieder auf. Hole laut Luft und wische mir über die Augen. Es ist was in der Luft. Ich nippe an meiner Latte. Die Erinnerung an die letzten beiden Jahre ist nicht so rosig wie der Traum eben. Das erste [...]

52 Stunden frei

2023-01-17T12:47:46+01:001. Dezember 2022|

52 Stunden frei Ich bin alleinerziehend, berufstätig und ohne familiäre Unterstützung und es ist gerade die erste Stunde meiner Mama-freien Zeit angebrochen. Ich bin ohne Junior unterwegs. Richtig. Er ist bei seinem Vater. Es ist Papa-Zeit. Auf Vorurteile wie zum Beispiel „Das ist schon praktisch, wenn man alle zwei Wochen frei hat!“ antworte ich inzwischen ziemlich gelassen: Du hast recht! ICH habe frei. Mama-frei. 52 Stunden. Plus, minus 1 Stunde. Ich nehme mir frei vom Kochen. Gegessen wird, was der Kühlschrank hergibt oder in eine Schüssel passt. Müsli zum Beispiel. Oder Chips. Ich nehme mir frei vom Haushalt. Die Wollmäuse rotten sich im Laufe der nächsten 52 Stunden zu Wollratten zusammen. Mit dem Geschirr spiele ich" Turmbau zu Babel". Wahlweise auch "Jenga". Ich nehme mir frei von der Arbeit. Denn 30 Stunden in der Woche sind genug. Das Geschäftshandy bleibt lautlos allein zurück. Ich gehe raus. An die frische Luft. Raus in die Natur. Mache Kilometer. Laufe mir den Kopf frei. Ich treffe meine Lieblingsmenschen. Das letzte Treffen ist schon Wochen oder Monate her. Wir reden. Bringen uns gegenseitig auf den neuesten Stand. Starren ins Lagerfeuer. Schweigen. Lachen. Reden über Gott und die Welt. Ich höre einen Podcast. Oder zwei. Einer dauert 1,5 Stunden. Ich bin voll konzentriert. Sauge die Informationen und das Wissen auf. Ich schlafe aus. Und wenn ich aufwache, dreh ich mich nochmal um. Und dann, so um die Stunde 49 herum, räume ich auf. Beseitige die Wollratten. Fülle die Spülmaschine. Drehe dabei meine Lieblingsmusik voll auf und tanze durch die Wohnung. 17 Uhr. Musik aus. Mama-Modus. Mein Akku ist wieder voll. Er muss die nächsten 284 Stunden halten. Plus, Minus 1 Stunde. Weil Vorurteile mir nichts mehr können. Deine Tanja.

Sturzflug Hoffnung

2023-01-25T13:59:45+01:0022. November 2022|

Sturzflug Hoffnung Ich war letztens auf dem Alleinerziehenden Treffen von femail/EFZ in Feldkirch. Echt ein tolles Format. Ein Jahr lang begleitet uns Christiane. Sie ist Coach und gemeinsam in der Gruppe arbeiten wir an Themen wie Selbstfürsorge, Grenzen setzen oder dem Blick in die Zukunft. Letztens war das Thema Hoffnungen und Wünsche dran. Das haute mich grad aus der Flugbahn. Und zwar unerwartet. Ich bin auf Kurs Seit Wochen geht es mir gut. Ich hatte keine Rückfälle in alte Muster, gesunde Kinder und keine Machtkämpfe. Mein neues perfektes Bild scheint in Sichtweite, denn ich mag mein neues Leben. Ich war beim Friseur. Ich habe mein erstes Podcast-Interview gegeben. Ich habe geflirtet und gedatet. Aber das Wichtigste: Ich hatte Spaß mit meinen Kindern. Wir blödeln rum. Wir kuscheln viel. Wir sind zusammen. Und ich mag mich als Mama. So wie ich jetzt gerade bin. Nicht perfekt. Aber echt. Mein neues Bild wirkt in mir und ich bin stolz. Stolz gegangen zu sein. Stolz es allein hinzukriegen. Stolz auf mich. Fliegen geht nur vorwärts Und das verdanke ich mir selbst. Weil ich gerne in den Austausch gehe mit anderen Single-Moms, um zu wissen, dass ich nicht allein bin. Weil ich gerne reflektiere, um einzuordnen was passiert ist. Weil ich gerne verstehe, um abzuhaken. Um dann den nächsten Schritt zu gehen. Also sitze ich Freitagnachmittag im Coaching und höre zu. Coach Christiane fragt nach unseren Wünschen. Unseren Sehnsüchten. Unserer Hoffnung. Ich höre, wie eine andere Mama erzählt, dass sie gerne geheiratet hätte. So richtig. In Weiß. In der Kirche. Mit großem Fest. Dahinter steckt Sehnsucht nach Geborgenheit und Sicherheit. Ein Aufgehoben sein. Dann kommt die Bruchlandung Auf die Frage, ob ich gerne auch geheiratet hätte, beginnt meine Stimme bei der Antwort brüchig zu werden. Und nach dem zweiten Satz, bricht sie unter Tränen weg. Die Stimme und [...]

Schatten seiner selbst

2023-01-17T12:49:51+01:008. November 2022|

Schatten seiner selbst Es ist Herbst geworden. Die Natur zeigt sich nochmals von ihrer besten Seite, bevor sich alles ruhig und gediegen in Nebel gehüllt – auf den Winter vorbereitet. Ich bemerke dann meist, dass ich im Zauber der Melancholie mehr über mich und das Leben nachdenke, als in warmen Sommernächten. Letztens ist mir bei einem Spaziergang durch den Wald aufgefallen, dass ich in der Vergangenheit oft Dinge gemacht und Entscheidungen getroffen habe, hinter welchen ich gar nicht wirklich gestanden bin. Einfach nur, weil es von mir erwartet worden ist. Einfach, weil man das nun eben so macht. Wie ein Schatten meiner selbst, der dem allem zugestimmt hat – so als ob ich in diesen Situationen nicht ich selbst war. Ich habe mich verlobt, obwohl ich noch nicht bereit dazu war. Ich habe geheiratet, obwohl es sich nicht richtig angefühlt hat. Zu meinem heutigen Entsetzen war ich mir dessen damals keineswegs bewusst. Wie oft antworten wir auf Fragen unserer Kinder mit: „Weil es ebenso ist“. Ohne uns wirklich ernsthaft Gedanken darüber zu machen, was diese Antwort für unsere Kinder und ihre Zukunft bedeutet. Ich weiß, man hat als alleinerziehender Elternteil wirklich schon genug um die Ohren und kann sich oft nicht um jede Erziehungskleinigkeit kümmern. Aber – Sensibilisierung ist wichtig. Ich war ein Kind, dass nie hinterfragt hat. Ich habe alles je nach Erwartung und Vorgabe erledigt, weil ich es nicht anders kannte und es mir so vorgelebt worden ist. Egal ob zuhause oder in der Schule. Selbst später in der Arbeitswelt und in meinen Beziehungen gab es kein Hinterfragen – gab es von meiner Seite her keinen Spielraum für Selbstbestimmung oder kreatives Einbringen. Weil es ebenso ist. Weil man es schon immer so gemacht hat. Verloben – Heiraten – Hausbauen. Nie hat mich etwas davon erfüllt. Doch nun ist [...]

Krank ist so eine Sache

2023-01-25T13:59:54+01:0025. Oktober 2022|

Krank ist so eine Sache Wenn eines meiner Kinder krank ist, dann wird es richtig schwer mit Abgeben. Aber so richtig. Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem kranken Kind – das doch bei der Mama bleiben soll – und dem Vater – der doch das Kind auch aushalten kann, wenn es mal krank ist. Ein Zwiespalt oder wohl eher eine Schlucht. Aber wie immer: Schluchten können mir nichts. Also, ab auf die Hängebrücke. Mein Lieblingsmädchen krank Ziemlich bald nach der Trennung hatte ich just an dem Wochenendtag, als sie beim Papa sein sollten, beide Kinder krank. Meine Kleine hatte 40 Grad Fieber und lag wie eine gestrandete Meerjungfrau in ihrer Glitzerdecke auf der Couch. Wenn sie nicht schlief, dann röchelte sie und starrte in die Luft. Ich finde es schlimm, wenn die Kleinen krank sind. Man kann ihnen nichts abnehmen. Und ich weiß, dir geht es genau gleich. Wir Mamas haben dann das Gefühl, die Kleinen sind am allerärmsten von allen. Während also die Meerjungfrau schlaf-röchelte, ist der robuste Prinz nicht ganz so arm dran. Immerhin mag er essen – wobei das kann er immer – und er hat nur leicht erhöhte Temperatur. Er jammert und ist eher eckig als rund. Er braucht viel Nähe und Beschäftigung. Aber gottseidank haben wir eine Hausregel: Wenn man krank ist, darf man fernsehen. Ich sage dem Papa für diesen einen Tag ab. Er ist enttäuscht – verständlich – und meint, er könne ja auch auf die Kinder aufpassen, wenn sie krank sind. Ich – noch von der Trennung gebeutelt – schaffe das nicht. Der Kompromiss: Er kommt zwei Tage später und geht dann mit ihnen an die frische Luft für ein/zwei Stunden. Das ist okay. Ich willige ein. Kranke Kinder bleiben bei Mama Nun ist Herbst und es geht wieder mit allen möglichen [...]

Das gute alte Muster

2023-01-25T14:00:01+01:0021. September 2022|

Das gute alte Muster Ich sitze auf der Terrasse unterm Sonnenschirm. Vor mir Laptop und Kaffee. Der Blick weitet sich und ein Grundgefühl stimmt mich positiv. Wieder. Gottseidank. Denn diese Woche war es wieder da: Das alte Muster. Es hat mich angeknabbert und sich durchgebissen. Hinterhältig und rotzfrech. Dank Mama habe ich es erkannt und wieder in seine Schublade gesteckt. Dort gehört es nämlich hin. … das alte Muster Es ist wie immer – seit ich frisch alleinerziehend bin: Es gibt gute und schlechte Tage. Hast du das auch? Ein ewiges Auf und Ab seit der Trennung? Tage, an denen ich zweifle und nicht weiß, wie weiter. Und dann Tage, an denen ich stolz bin, weil ich weiß, ich kann das. Ich kann das allein schaffen. Aber wann wird es besser? Wann sind die schlechten Tage vorbei? Wann hat das alte Muster keine Chance mehr, mich zu triggern? Wenn alles gleichzeitig kommt Der Vollmond, eine Hormonwelle und der Wetterwechsel machten diesen einen Tag zum schlechten Tag. Und da war noch etwas: Eine Vorahnung. Eine leise geflüsterte Vorahnung. Wie immer habe ich das Flüstern im hektischen Alltag ignoriert. Und dann sind wir zusammengekracht. Mein Ex und ich. Ich gegen ihn. Er gegen mich. Wir haben diskutiert. Die ewige alte Litanei. Er sagt: „Es hätte noch was werden können, aber du wolltest ja nicht. Du bist ja schnurstracks mit Sack und Pack ausgezogen.“ Ich sage: „Ich habe ein Jahr um uns gekämpft und dann sagtest du, dass du dich mit mir arrangieren kannst, aber willst, dass die Kinder bleiben.“ Das ging dann hin und her. Jeder Satz hat getriggert. Bei ihm. Bei mir. Die Kinder dazwischen. Das Muster, der gute alte Bekannte, war wieder da. So schnell. So rasend schnell, dass ich keine Chance hatte, es abzuwehren. Es aufzuhalten. Mein Schutzschild aufzuziehen. Ich [...]

Meisterin der Ablenkung

2023-01-17T12:50:29+01:001. September 2022|

Meisterin der Ablenkung Für viele ist der Sommer die absolut schönste Zeit im ganzen Jahr. Naja, zumindest für schulpflichtige Kinder und ihre Lehrer. Für mich und viele andere Eltern ist es wohl die anspruchsvollste und herausforderndste Zeit. Neben den vielen zu organisierenden Tagen und die mit Aktivitäten gefüllten Wochen, gibt es da bei uns diese ganz besondere Zeitspanne, welche es ausschließlich nur in den Sommerferien gibt und bei den Kindern beliebter ist als bei mir. Zwei spezielle Wochen, durchgehend und exklusiv mit einem Elternteil. Und wenn ich nur an diese Zeit denke, wird mir ganz anders ums Herz. Dann steigen Erinnerungen, ja Sehnsüchte in mir auf. Dann sind meine vier Wände für mich kaum noch zu ertragen und es hilft nur noch Flucht und Ablenkung. Ablenkung ist eine super Sache. Damit kann man so super gut alles in den Hintergrund drängen, beschwichtigen oder für eine Zeitlang vergessen. Hinzu kommt meine Schwäche für Bücher und Zeitschriften, welche mich unheimlich schnell in das weite Universum der Ablenkung katapultiert. Ich liege also voll abgelenkt und in meine Lektüre versunken auf dem Liegestuhl auf der Terrasse und lese diesen Artikel über Sehnsucht. Er ist wirklich spannend geschrieben und beschreibt die Top 5 Sehnsüchte der Menschen. Ich halte kurz inne und stelle mir innerlich meine eigenen Top 5 zusammen. Am Ende des Artikels steht, dass immer das die größte Sehnsucht darstellt, was man nicht unmittelbar haben kann und dass Sehnsüchte sich ändern bzw. wir diese auch ständig anpassen. In diesem Augenblick wird mir klar, dass ich in diesem Moment nicht nur alleine meine Kinder unendlich vermisse und mich nach Ihnen sehne, sondern auch, dass ich in der Zeit, in der sie nicht bei mir sind, es vermisse, wenig gebraucht zu werden. Ich vermisse also meine Mama-Rolle und die Kontrolle, die sie mir gibt. Nach so [...]

Der Teuerung zum Trotz

2023-01-25T14:00:08+01:001. August 2022|

Der Teuerung zum Trotz Als Alleinerziehende bin ich in meiner kleinen Familie für alles verantwortlich: Die Kindererziehung, den Haushalt und die Finanzen. Ich muss Bilder neu malen, Muster durchbrechen und mich immer wieder trennen. Den täglichen Wahnsinn nicht mitgerechnet. Das alles jetzt noch teurer wird, bringt meinen Kragen fast zum Platzen. Da bleibt mir die Spucke weg Letztens ging ich einkaufen. Nur ein paar Sachen. Schließlich geht es in einer Woche in den Urlaub. Ich kaufte also das Notwendigste: Brot, Butter, Milch, Obst und Gemüse. An der Kasse zog die Kassiererin meine Lebensmittel über den Scanner. Biep. Biep. Ich räumte ein. Ganz versunken in mein System: Unten die Melone und die Tomatensauce, oben die Chips und das Joghurt. Dann sagte die Kassiererin irgendwas mit knapp 100 Euro. Ich blickte auf und sie erschrocken an. Sie zuckte mit den Schultern. So, als ob sie den Blick bei jeder Kundin sieht. Der nächste Halt: Die Tankstelle. Und auch da blieb mir der Schreck im Kragen stecken. Da ist sie: Die Teuerung, von der alle sprechen. Wenn mehr fast nicht mehr geht Mein Haushaltsgeld ist knapp berechnet, aber es geht sich alles aus. Ich bin auch ein alter Fuchs. Ich weiß, wie und wo man Geld sparen kann. Habe ich von meiner Mama gelernt. Aber das sich einzelne Posten innerhalb der letzten Monate verdoppelt haben, ist definitiv zu viel für meinen gut gebügelten Kragen. Er beginnt zu knittern und zu ziehen. Und ich frage mich: Wie muss es anderen Alleinerziehenden gehen, die ihr Haushaltsbudget noch strenger kalkulieren müssen? Und wieso müssen wir Alleinerziehende jetzt noch eine Sorge mehr haben? Die eigene Welt retten Es gibt Dinge, die ich nicht unmittelbar ändern kann, wie Politik, Krieg, Inflation, Energiepreise oder Klimakrise. Darauf habe ich keinen direkten Einfluss. Außerdem habe ich schon genug Arbeit mit meiner [...]

Traum(a)urlaub

2023-01-17T13:04:27+01:0018. Juli 2022|

Traum(a)urlaub Alle Jahre wieder stelle ich mir vor dem wohlverdienten Sommerurlaub noch die wichtige Frage: Wohin und mit wem? Schon Wochen vorher durchforste ich das Internet nach den kinderfreundlichsten Orten, frage in meinem Umfeld nach und versuche entsprechende Vorschläge und Erfahrungswerte zu bekommen, die mir - sagen wir es ehrlich - nur bedingt weiterhelfen. „Luxusprobleme“ sagen meine Freundinnen, die jedes Jahr mit dem gleichen Mann und den Kindern in den gleichen Ort fahren. „Easy“ sagt mein Exmann, der mit seinen Eltern und Geschwistern samt Kids eine Villa auf den Kanaren teilt und sich entspannt im Liegestuhl sonnt. „Zusammen“ sagt meine Mutter und hofft dabei, wir nehmen sie und im besten Fall noch den Opa mit. „Gefährlich“ meint meine Cousine und erzählt mir Märchen von kranken Mamas mit kleinen Kindern allein im Urlaub. „Vergiss es“ sagt mein Bankkonto und legt mir nahe, ich könnte doch heuer mal auf Urlaub verzichten. Tja und so bin ich nun noch auf keine schlaue Idee gekommen. Bis zu dem Tag als ich die wichtigsten Personen zum Thema Sommerurlaub befragt habe: meine Kinder. „Egal“ war ihre erste Antwort. Zunächst ein wenig enttäuscht über ihre Reaktion und im Hinblick auf den Aufwand den ich zuvor betrieben hatte, habe ich nochmals gefragt, warum es denn egal ist. „Es ist egal wohin und mit wem wir gehen, Hauptsache du bist dabei Mama.“ Das war wohl die hilfreichste und schönste Antwort überhaupt. Ganz egal wo wir heuer unseren Urlaub verbringen werden, ob am Meer, Zuhause oder in den Bergen - wichtig ist nur, dass wir zusammen sind.

Wirklich glücklich

2023-01-25T14:00:16+01:004. Juli 2022|

Wirklich glücklich Letztens ploppte bei mir eine Werbung am Bildschirm auf mit der Headline: Können Scheidungskinder wirklich glücklich werden? Diese Frage hat mich irritiert. Warum sollten sie nicht können? Über das hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Ich stehe auf der anderen Seite: Können Kinder mit lieblosen und streitenden Eltern glücklich werden? Neugierig geworden, habe ich geklickt und mich fast im Google-Dschungel verloren. Google weiß es nun auch Ich bin frisch alleinerziehend. Das ist nun auch bei Google angekommen. Okay. Wenn ich mir überlege, über was ich mich das letzte Jahr alles bei der Suchmaschine informiert habe, ist das auch kein Wunder. Google zählt einfach eins und eins zusammen. Und trotzdem: Die angezeigte Werbung traf mich mitten ins Herz. Können Scheidungskinder wirklich glücklich werden? So lautete der Titel eines Blog-Artikels, der mir von Google unaufgefordert gezeigt wird. Ich war mitten in meiner Arbeit und las den Satz. Ich stoppte und las ihn nochmals. Ich war gebannt. Irritiert. Geschockt. Wie konnte das jemand in Frage stellen. Und was bitte ist „wirklich glücklich“? Gibt es von Glück eine Steigerung? Ist das mehr als „glücklich“? Du kennst mich inzwischen: Ich wäre nicht ich, wenn ich dem nicht nachspüren würde. Ich fragte also sofort Dr. Google nach Antworten. Und die sind erschreckend. Er zeigt mir tausende Ergebnisse mit Artikeln von der FAZ bis zum Standard. Von der Scheidungsanwältin bis zum Psychotherapeuten. Vom Coach bis zur Geschiedenen. Mit Inhalten wie: Scheidungskinder sind beziehungsunfähig; Spätfolgen für das Beziehungsverhalten von Scheidungskindern; Auffälligkeiten bei Trennungskindern oder wie es ist, ein Trennungskind zu sein. Viele der Aussagen schockieren mich. Ich suche weiter und finde aktuellere Artikel, die das Thema „Was Trennungskinder brauchen“ aufgreifen. Sie behandeln Fragen wie: Was kann ich tun, um meinem Kind während der Trennung Sicherheit und Halt zu vermitteln. Was brauchen Kinder bei der Trennung der [...]